Brad Binder von 12 auf 7, Miguel Oliveira von 17 auf 12. Auch beim großen MotoGP-Heimauftritt in Spielberg haben die beiden KTM-Werkspiloten Plätze im Rennen gut gemacht. Nach Siegen in den zwei vergangenen zwei Jahren auf dem Red Bull Ring hadert man bei Österreichs Motorrad-Hersteller aber seit längerem mit der schwachen Performance der Motorräder im Qualifying. Dem soll nun Abhilfe geschafft werden. Der Schlüssel dafür heißt offenbar Aerodynamik.
„Wir sind in der MotoGP dort, wo die Formel 1 vor einigen Jahren war. Nämlich, dass es um eine Schlacht in Richtung Aerodynamik geht“, machte KTM-Sportdirektor Pit Beirer nach dem Rennen deutlich, wohin die Reise gehen soll. Vor allem Ducati bringt bekanntlich immer wieder neue, teils abenteuerliche Aerodynamik-Hilfen an die Rennstrecke. Zuletzt waren so genannte „Dinosaurier-Flossen“ am Heck der Desmosedicis zu sehen gewesen.
Nach Formel-1-Muster
Der Erfolg gibt den Italienern recht. Um 2015 waren die ersten Winglets an deren Bikes aufgetaucht, heute sieht man „Flügel“ fast überall und sogar die Verkleidung der Ducatis ist so gestaltet, dass sie zusammen mit dem Fahrer in Kurven für optimierten Anpressdruck sorgt. Was im Autorennsport und dort speziell in der Formel 1 längst gang und gäbe ist, greift auch in der MotoGP immer mehr um sich.
Das hat man auch bei KTM erkannt, dessen MotoGP-Werksteam von Red Bull gesponsert wird. Deshalb blickt man nun intensiver auf die Formel 1, wo zum Beispiel Aerodynamik-Papst Adrian Newey für Red Bull tätig ist. „Ich glaube dass man nun sagen darf, eine extrem coole Kooperation mit Red Bull Racing und Technologies in England bahnt sich gerade an“, verriet Beirer noch am Sonntag im ServusTV.
„Einige Kleinigkeiten übersehen“
Man müsse einfach ein Fenster aufmachen in Richtung Aerodynamik-Entwicklung. „Die wollten wir in dieser Form zwar nicht am Motorrad. Aber wir fahren MotoGP und wollen erfolgreich sein. Da haben wir offensichtlich einige Kleinigkeiten übersehen“, sagte Beirer. „Es braucht Fahrhilfen um‘s Bike herum, die dem Fahrer auch für eine Runde Reserven geben. Aerodynamik ist der große Schlüssel für die Zukunft.“
Umso glücklicher schätze man sich, dass der „brutale Kämpfer“ Binder trotz allem ein vernünftiges Ergebnis herausgeholt habe. Auch andere Helden gab es Sonntag in Spielberg. Valentino Rossis Halbbruder Luca Marini etwa wurde starker Vierter. Weltmeister Fabio Quartararo, der hinter vier Ducatis los gefahren war, wurde nach famoser Fahrt mit seiner Yamaha Zweiter und baute seine WM-Führung auf Aleix Espargaro auf 32 Punkte aus. „Ich habe gekämpft wie ein Löwe“, sagte der 23-jährige Franzose.
„Pecco“ in Formhoch
Vor allem aber setzte Sieger Francesco Bagnaia seine starke Serie fort. Der Italiener ist nach fünf Saisonsiegen in den jüngsten acht Rennen nur deshalb immer noch WM-Dritter, weil er auch schwache Ergebnisse samt vier „Nullern“ abgeliefert hat. „Pecco“ ist aber der erste Ducati-Pilot seit Casey Stoner mit drei Siegen in Folge. Dem Australier war das 2008 und damit im Jahr nach dem bisher einzigen Fahrertitel für Ducati gelungen.
Kein Wunder, dass dort der Gewinn der Fahrer-Meisterschaft das ganz große Saisonziel ist. Davon ist man bei Honda gerade sehr weit entfernt. Obwohl der verletzte Star Marc Marquez nach Österreich gekommen war, schaffte Bruder Alex nur Platz 14. Mit nun zwölf Rennen ohne Podestplatz verzeichnete der japanische Hersteller einen Negativ-Rekord.
Binder begrüßt Neuerung
Mit GasGas als zweitem KTM-Werksteam sowie zusätzlichen Sprintrennen an allen GP-Samstagen gab es in Spielberg auch zwei große Ankündigungen für das nächste Jahr. Während einige Fahrer mit den Sprints (noch) keine Freude haben, begrüßte Formel-1-Star Fernando Alonso bei seinem Spielberg-Besuch die Neuerung ausdrücklich. Auch Binder sieht es positiv. „Ich bin ja Renn- und kein Trainingsfahrer.“
Fast 168.000 Fans, davon 92.000 alleine am Sonntag, sorgten auch im Jahr eins nach Superstar Rossi für eine starke Zuschauer-Bilanz in Spielberg. Der Ticketverkauf für das Rennen im nächsten Jahr begann am Montag. Der Motorrad-Grand-Prix von Österreich 2023 findet vom 18. bis 20. August statt. Das 14. von 20 Rennen dieser Saison in zwei Wochen in Misano (San Marino).
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