Behutsame Energiewende

Ökostrom: Windrad-„Gipfelsieg“ für die Natur

Klima
28.07.2022 06:00

Etwa 1300 Windräder drehen sich im Land (siehe auch Grafik unten). Allein in Niederösterreich weit mehr als die Hälfte davon. In Tirol, Vorarlberg und Salzburg stehen freilich noch keine dieser Riesentürme, auf die auch Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) für eine grüne Energiewende setzt und deshalb die Genehmigungsverfahren beschleunigen will. Mitten im (Protest-)Sturm um rascheres grünes Licht für Öko-Anlagen wagte sich die „Krone“ auf eine Windrad-Spitze. Ein Gipfelsieg für die Natur!

Doch wie ist es eigentlich ganz oben in luftiger Höhe bei den mächtigen Rotoren? Die „Krone“ wagte den Aufstieg. Der Erlebnisbericht: Ein Turmfalke umkreist das mächtige Windrad bei Zagging (Niederösterreich). Ich werfe einen Blick nach oben, alles dreht sich in meinem Kopf! „Wenn du Höhenangst hast, bleib am Boden. Wir haben da oben schon Leute sitzen gehabt, die sich so verkrampften, dass wir sie nur mit Mühe heruntergebracht haben“, fordern mich die ernsthaft besorgten EVN-Mitarbeiter Michael Grabler und Stefan Dann auf. Sie können Gedanken lesen.

Ich überwinde mich - und bereue meinen Entschluss schon bei den ersten Eisensprossen. Denn rasch verliert man da drinnen - in dem fast 90 Meter hohen Stahlkoloss - die „Bodenhaftung“. Gut, dass ich mit einem speziellen Brustgeschirr und an einer kleinen Schiene beim Aufstieg immer gesichert bin.

Auf halbem Weg die nächste Herausforderung - es gilt, sich in einen engen Gitterkäfig - ähnlich, wie ihn Bergleute benutzen, wenn sie in Stollen hinabfahren - zu zwängen. Ruckelnd geht es im Lift eine kleine Ewigkeit in noch lichtere Höhen und auf eine winzige Zwischenplattform. „Da oben diese Luke, da müssen wir hin. Dann haben wir es geschafft“, ermuntert mich mein Bergführer und bugsiert mich zur Leiter.

Daten & Fakten

  • In Relation zum für die Errichtung beanspruchten Boden liefern Windkraftanlagen von allen Ökostromanlagen die meiste Energie.
  • Auf lediglich zwei Prozent der österreichischen Landesfläche könnten etwa 83 Milliarden kWh sauberer Windstrom erzeugt werden.
  • Das ist mehr als der gesamte derzeitige Stromverbrauch (73 Mrd. kWh) in Österreich.
  • Laut-Kommunikationschef Stefan Zach stecken derzeit bei der EVN 60 Windräder in Bewilligungsverfahren. Teilweise seit 10 Jahren.

Energiewende muss behutsam erfolgen
Etwa zehn Meter über mir liegt die winzige Ausstiegsluke - mir scheint die letzte Hürde weiter entfernt als der nahe Ötscher mit den noch in der Sonne glitzernden letzten Schneeresten auf der Spitze, der den Horizont begrenzt. Und plötzlich liegt mir in 85 Meter Höhe die Welt zu Füßen. Ein Rabe mustert mich, aber auch Rotorblätter (Durchmesser beeindruckende 71 Meter) in seinem Revier argwöhnisch.

Was mir durch diesen „Gipfelsieg“ vielleicht gelungen ist - allgemein eine Lanze für den Ökostrom zu brechen. Auch wenn die Energiewende behutsam und jedes grüne Licht für neue Anlagen trotz Dringlichkeit naturverträglich aufleuchten muss.

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