Einbruch durch Loch

Antiquitäten-Diebstahl: „Vermute eine Auftragstat“

Steiermark
28.07.2022 06:30

Nachdem er am Dienstag gemeinsam mit Sohn Laurenz entdeckt hat, dass in ihrem Antiquitäten-Geschäft in Graz-Gries perfide eingebrochen worden war, ist Erhard Szabo noch immer geschockt: „Ich kann mir darauf überhaupt keinen Reim machen. Das passiert bei der Bank oder beim Juwelier, aber doch nicht hier bei uns!“

Im vorderen Bereich des Antiquitäten-Geschäftes ist von einem Einbruch nichts zu sehen. Doch wenn man die zwei Stufen in den zweiten Raum hinaufsteigt, klafft im Boden plötzlich ein riesiges Loch. Gesplittertes Holz liegt herum, Ziegelstaub hängt in der Luft und zerbrochene Fließen knirschen unter den Schuhen.

„Normal bricht man doch bei einem Juwelier ein oder bei einer Bank, aber nicht bei einem Altwarenhändler.“ Geschäftsinhaber Erhard Szabo kann es immer noch nicht fassen. Sein Antiquitätengeschäft in der Josef-Huber-Gasse in Graz wurde zwischen Samstagmittag und Dienstagmittag Ziel eines spektakulären Coups.

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Ich habe zuerst gedacht, das ist etwas umgefallen. Dann habe ich erst das Loch gesehen. Es ist wirklich unglaublich.

Altwarenhändler Erhard Szabo

„Als wir das Loch sahen, waren wir sprachlos!“
Am Dienstag war er außerplanmäßig mit seinem Sohn Laurenz ins Geschäft gekommen. „Ich öffne normalerweise erst Mittwochnachmittag, aber wir hatten einen Termin mit einem Auktionshaus.“ Zuerst dachte der 61-Jährige, irgendetwas wäre hinten umgefallen. „Dann hab ich das Loch gesehen. Es ist unglaublich.“ Auch der Juniorchef konnte es zuerst nicht fassen: „Ich war einfach nur sprachlos.“

Täter hatten es auf Dolche und Orden abgesehen
Über den Keller drangen die unbekannten Täter in das Mehrparteienhaus ein. „Von dort gelangten sie offenbar unter Einsatz von hydraulischen Werkzeugen durch die Holzkonstruktion, die Betondecke und den Fliesenboden von unten in das Antiquitätengeschäft im Erdgeschoß“, schildert Markus Lamb, Sprecher der steirischen Polizei.

Erhard Szabo hat sich mit seinem Geschäft auf historische Gegenstände aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg spezialisiert. Die Einbrecher hatten es vor allem auf Dolche und Orden abgesehen. Die Schadenshöhe ist beträchtlich und dürfte ersten Schätzungen zufolge im sechsstelligen Bereich liegen. Das genaue Ausmaß muss der Antiquitätenhändler aber erst ermitteln.

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Ich habe keine Arbeit mehr gefundene. Aber ich wollte unbedingt arbeiten.

Altwarenhändler Erhard Szabo ist zu 70 % invalid

Tatort wurde vorher ausgekundschaftet
Vieles deutet auf ein organisiertes Vorgehen hin – und dass der Tatort ausspioniert wurde. „Das Loch ist ja genau in der Mitte des Raumes“, sagt Laurenz. Seit Vater vermutet eine Auftragstat. Er ist sich aber nicht sicher, ob die Gauner wirklich wussten, wonach sie genau suchten.

Und auch wenn Erhard Szabo diesen filmreifen Einbruch mit Humor zu sehen versucht, trifft er ihn doch merklich. Der 61-Jährige, der wegen einer schweren Krankheit zu 70 Prozent invalid ist, hat mit dem kleinen Geschäft sein Hobby zum Beruf gemacht. „Ich habe keine Arbeit mehr gefundene. Aber ich wollte unbedingt arbeiten“, erzählt er.

Und weil er schon als Kind gerne gesammelt hat, war der Schritt in die Selbstständigkeit relativ schnell klar. „Obwohl ich früher dafür belächelt worden bin.“ Jetzt gibt ihm der Erfolg recht. Viele namhafte Auktionshäuser arbeiten inzwischen mit dem Steirer zusammen, der hauptsächlich auf Spezialmessen arbeitet.

Rififi - was heißt das?

1955 wurde der französische film „Rififi“ gedreht. In der Gaunersprache meint „Rififi“ einen Kampf unter Gangstern, der bis zum Äußersten gehen kann. Es geht um einen höchst komplex geplanten Coup, der gelingt, dann aber für alle tödlich endet. Der Schwarz-Weiß-Film ist Namensgeber für besonders raffinierte Verbrechen.

Kriminelle mit verschmutzter Kleidung
Laut Polizei ist davon auszugehen, dass mehrere Täter bei dem sogenannten Rififi-Einbruch (besonders raffiniert) am Werk waren. Aufgrund der brachialen Art muss die Kleidung der Kriminellen stark verschmutzt gewesen sein. Diese konnte nicht sichergestellt werden. „Falls jemand derartige Arbeitskleidung sieht, möge er sich melden“, betont Polizeisprecher Markus Lamb.

Hinweise bitte unter 059133/60-3333 und an jede Polizeidienststelle.

Erhard Szabo glaubt allerdings eher nicht, dass die Sache wieder auftauchen: „Die sind vermutlich schon im Ausland.“

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