Neue Methode

Leobner Verfahren soll Energie-Quellen erschließen

Steiermark
27.07.2022 06:00

In der Oststeiermark schlummert riesiges geothermisches Potenzial - das man nun nutzen könnte.

Was tun gegen die Energie-Krise? Die Politik tappt in dieser so wichtigen Frage nach wie vor im Dunkeln - außer ein paar mehr oder weniger lustig klingenden Ratschlägen lässt man die Bevölkerung mit ihren Sorgen allein. Das Damoklesschwert einer durch Gas-Mangel heruntergefahrenen Industrie, einer damit verbundenen Explosion der Arbeitslosenzahlen und nicht zuletzt kalter Wohnungen im Winter schwebt noch immer über uns. „Gerade deshalb darf es in dieser Diskussion keine Denkverbote mehr geben“, fordert Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der steirischen Wirtschaftskammer.

Dabei könnte das Gute in diesem Fall ganz nah liegen. Dieser Ansicht ist zumindest Herbert Hofstätter. Der Professor an der Montanuni in Leoben entwickelte vor rund zehn Jahren eine „grüne“ Form der umstrittenen Fracking-Methode. Statt eines giftigen Chemikalien-Mixes werden in der Leobner „Bio Enhanced Energy Recovery“-Methode modifizierte Stärke und Kalciumcarbonat verwendet. „Dieses Verfahren ist absolut umweltfreundlich - da kann überhaupt nichts passieren“, verspricht der Experte.

Dass die Bevölkerung einst schon gegen OMV-Probebohrungen für Fracking im Weinviertel auf die Barrikaden stieg, versteht Hofstätter. „Weil die Kommunikation damals äußerst suboptimal verlief, um es einmal vornehm auszudrücken.“

Große Gasvorkommen gibt es in der Steiermark nicht und dennoch hat Hofstätter auch hierzulande ein Anwendungsfeld für seine Methode gefunden: „In der Steiermark gibt es ideale Voraussetzungen für die Nutzung geothermischer Energie. Würde es hierfür endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen geben, könnten wir, überspitzt formuliert, morgen mit den Bohrungen beginnen“, stellt der gebürtige Oberösterreicher mit Blick auf das oststeirische Vulkanland klar.

Vom Potenzial dieser Energiegewinnung ist der Professor jedenfalls überzeugt: „Wenn wir diese Energiequelle anzapfen, wird in der Steiermark niemand Kälte leiden müssen - wir könnten alle Haushalte beheizen!“

„Brauchen endlich klare Vorgaben“
Dass seine Entdeckung in Österreich in den letzten Jahren praktisch niemanden interessiert hat, nimmt Hofstätter sportlich und erklärt es eben damit, dass in den letzten Jahren billiges Gas nahezu im Überfluss vorhanden war. „Da wurden eben viele strategische Fehler gemacht und man hat sich in unheilvolle Abhängigkeiten gestürzt.“

Bei der WKO hofft man jedenfalls darauf, dass die Politik endlich aktiv wird. „Um diese Krise zu überwinden, werden wir Brückentechnologien brauchen und da sollte man nichts ausschließen - und es braucht klare Vorgaben“, fordert Vize-Präsident Herbert Ritter.

Politik uneinig
Während in Großbritannien Fracking seit dem Jahr 2019 verboten ist, hält man in den USA und Kanada trotz aller Umweltbedenken (Verunreinigung von Grundwasser, Flächenverbrauch) daran fest.

In Österreich konnte sich die Politik noch nicht auf einen gemeinsamen Nenner verständigen. Zuletzt hatte aber Oberösterreichs Landeschef Thomas Stelzer (ÖVP) klargestellt, dass es verantwortungslos sei, österreichisches Gas-Potenzial ungenutzt verkümmern zu lassen. Sein Parteikollege in der Grazer Burg will sich neuen Wegen nicht verschließen, „wenn sie umweltverträglich sind und zur Energieunabhängigkeit beitragen. Gerade in der Steiermark gelingen in der Forschung immer wieder Erfolge“, sagt Landeshauptmann Christopher Drexler.

Grünen-Chefin Sandra Krautwaschl sieht die Sache pragmatisch: „Fracking kann momentan rein vom zeitlichen Faktor her keinen Beitrag zur Lösung der aktuellen Krise liefern.“ Ähnlich sieht es Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ): „Laut Aussagen der OMV würde es ja Jahre dauern, bis derartige Anlagen in Betrieb gehen können.“

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