3 neue Sängerknaben

Ein Luftsprung für den Frieden in der Ukraine

Wien
03.07.2022 08:00

Aus der Kriegshölle zu den weltberühmten Wiener Sängerknaben. Drei ukrainische Kinder haben es geschafft.

Drei junge Burschen und drei völlig unterschiedliche Schicksale. Doch eines haben sie alle gemeinsam - die Flucht vor dem schrecklichen Angriffskrieg Russlands gegen ihr Heimatland Ukraine. Als die „Krone“ Arsenii (13), Grygory (14) und Georgii (13) im Palais Augarten zum Gespräch trifft, proben sie gerade mit Professor Gerald Wirth am Klavier. Unverkennbar sind sie durch ihren blauen Matrosenanzug, der bereits seit dem Jahr 1924 die offizielle Chorkleidung darstellt.

Soziales Engagement in der Sängerknaben-DNA
Schon ein paar Tage nach Kriegsbeginn haben die Sängerknaben bei einem eigenen Benefizkonzert für „Nachbar in Not“ Spenden für ukrainische Kinder gesammelt. Obwohl die eigene Existenz wegen Corona bedroht ist. Da wusste noch niemand, dass sie schon bald drei neue Chormitglieder bekommen würden. Arsenii und Georgii waren da nämlich bereits auf der Flucht nach Österreich. Die Flucht des 14-jährigen Grygory aus Lemberg gestaltete sich besonders ereignisreich. Über Polen ging es zuerst nach Deutschland und weiter nach Frankreich. Er ist erst Ende April zu den Sängerknaben gestoßen. Aber warum gerade nach Wien zu den Sängerknaben?

Von dem weltbekannten Knabenchor haben die drei musikalisch begabten und erfahrenen Buben schon in ihrer alten Heimat gehört. Die „Vienna Boys“ sind schließlich von Berlin bis Peking ein Begriff. Die dramatischen Ereignisse in der Ukraine haben dann in dem kurzen Leben der drei Burschen einfach alles verändert. Doch hier bei den weltberühmten Sängerknaben werden nun ganz andere, nämlich friedliche Töne angeschlagen. Ausgerechnet zwei russische Klassenkollegen halfen dem aufgeweckten Trio bisher durch den Schulalltag, der sich wegen der Sprachbarrieren natürlich noch etwas schwierig gestaltete.

Gerald Wirth, Präsident und Künstlerischer Leiter der Wiener Sängerknaben, zeigt sich mächtig stolz auf den neuesten Zuwachs. „Für uns war es keine Frage, dass wir Arsenii, Georgii und Grygory aufnehmen - sie sind alle drei gute junge Musiker. Wir sind froh, dass sie da sind - und stolz auf sie. Sie gehören zu uns.“

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Ich denke, ich werde meine Schulkollegen und Freunde nie mehr wiedersehen.

Neo-Sängerknabe Arsenii (13) aus Kiew

Den Papa und die Freunde vermissen sie alle sehr
Als die Sprache auf die zurückgelassene Heimat kommt, werden die drei jungen Teenager ruhig. Ihren Papa vermissen sie alle sehr, aber auch das Leben in der Ukraine, so der einhellige Tenor des Trios. Arsenii wird nachdenklich, wenn er von seiner Zeit in Kiew erzählt. Er hat dort bereits am Konservatorium gesungen. „Ich denke, ich werde meine Schulkollegen und Freunde nie mehr wiedersehen“, so seine traurige Einschätzung. Georgii aus Odessa ist besonders ehrgeizig und hat genaue Zukunftspläne. Schließlich hat er in seinen jungen Jahren schon in einigen Rollen im Opernhaus Odessa gespielt. „Ich möchte hier in Wien wieder an die Oper, das ist mein großes Ziel. Am besten gleich nach der Matura.“ „Bei den Sängerknaben sind Kinder gleich Kinder, ganz egal, woher sie kommen. Sie haben eine gemeinsame Heimat: die Musik“, so Wirth, der selbst einmal ein Sängerknabe war.

Heute gibt es rund 100 aktive Wiener Sängerknaben zwischen neun und vierzehn Jahren, aufgeteilt auf vier Konzertchöre. Jeder dieser Chöre verbringt rund neun bis elf Wochen des Schuljahres auf Tournee. Zusammen absolvieren die Chöre jährlich rund 300 Auftritte vor fast einer halben Million Zuschauern. Arsenii und Georgii durften bereits in der Petra-Schlucht in Jordanien singen. Die Wiener Sängerknaben bereisen nahezu alle Staaten Europas, Asien und Australien, Süd- und Mittelamerika, die USA und Kanada. Immer mit dem österreichischen Staatswappen auf der Uniform und Wien im Namen. Ein Werbewert, den man gar nicht beziffern kann. Jetzt geht es aber erst einmal in die wohlverdienten Ferien ins Sommercamp am Wörthersee, um fit und ausgeruht für den Herbst und die nächsten Konzerte zu sein.

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