Alpinexperten warnen

Nach Unglück: Steinlawinen sind die große Gefahr

Tirol
30.06.2022 06:00

Das Aufweichen des Permafrostes und damit verbundene Felsstürze bereiten Alpinexperten große Sorge. Der Landesgeologe sieht die Unglücke im Juni im Koasa in Tirol, wo ein deutscher Soldat starb, und auf der Wildspitze aber nicht als Beginn einer Serie.

Am Fuß des Totenkirchls im Wilden Kaiser hat, wie berichtet, am 9. Juni eine Steinlawine einen deutschen Soldaten begraben. Der Mann starb, vier deutsche Bergsteiger hatten zuletzt beim Abstieg von der Wildspitze mehr „Glück“. Drei Alpinisten wurden unterhalb des Mitterkarjoches durch Steinschlag „nur“ verletzt.

Zitat Icon

Das Mitterkar war früher eine Eisrinne. Nun gibt es dort Steinschlag.

Franz-Josef Fiegl, Ortsstellenleiter Bergrettung Sölden

Permafrost weicht auf
„Heuer hatte es im Gebiet der Ötztaler Wildspitze extrem wenig Schnee, die Ausaperung im sonnseitigen Unglücksbereich geschah schnell“, sagt Franz-Josef Fiegl, Ortsstellenleiter der Bergrettung Sölden. Diese Umstände in Kombination mit dem Aufweichen des Permafrostes habe dem Gelände zugesetzt. Die Folge: der Steinschlag auf die vier Deutschen.

„Gewisse Übergänge werden in Zukunft wohl sehr heikel werden“, meint der Experte. „Die Gletscher ziehen sich nach unten zurück und geben Felsbereiche frei, die vorher das Eis stabilisiert hat.“ Das Mitterkar beispielsweise sei früher eine Eisrinne gewesen. Nun gibt es dort Steinschlag.

Bergrettungschef fassungslos
Das Drama vom Totenkirchl kann Tirols Bergrettungschef Hermann Spiegl nicht fassen. „Dass so ein Unglück gerade im Kaiser-Fels passiert, hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt er. „Felsabbrüche sind auch im Kaisergebirge normal“, relativiert hingegen Christoph Silberberger, Chef der Alpinpolizei Kufstein. Er erkennt keine Häufung solcher Ereignisse. Die würden außerdem oft fast unbemerkt bleiben – wie der große Felssturz unterhalb der Haidachstellwand im Rofan vor wenigen Jahren.

Nur scheinbare Häufung
Auch für Landesgeologe Thomas Figl handelt es sich derzeit nur um eine scheinbare Häufung von Ereignissen. Es passiere nicht mehr als sonst. Als Ursache der Felsstürze nennt er „Materialermüdung“. Felsen würden einfach von Zeit zu Zeit abbrechen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele