Mit Baikal-M-Prozessor

Titan BM15 ist das erste Notebook „made in Russia“

Elektronik
09.06.2022 14:47

Als Folge des Überfalls auf die Ukraine ist die russische IT-Wirtschaft von ausländischer Soft- und Hardware abgeschnitten: IT-Schwergewichte wie Microsoft haben sich vom russischen Markt zurückgezogen, Russlands Hardware-Industrie wird von ausländischen Lieferanten sanktioniert und IT-Fachkräfte verlassen zu Zehntausenden fluchtartig das Land. Inmitten dieser Turbulenzen hat ein russisches Hardware-Unternehmen den ersten Laptop „made in Russia“ angekündigt.

Wobei „made in Russia“ beim Bitblaze Titan BM15 relativ ist: Der exotische Hauptprozessor vom Typ Baikal M, der in dem Gerät zum Einsatz kommt, wurde beim Chipspezialisten TSMC in Taiwan gefertigt - und der verkündete erst kürzlich, keine hoch entwickelten Prozessoren mehr nach Russland liefern zu wollen. Damit ist der Hersteller beim Titan BM15 vorerst auf die vorhandenen Lagerbestände angewiesen.

Prozessortechnik wie vor zehn Jahren
Der bis zu 1,5 Gigahertz schnelle Baikal-M-Prozessor im Titan BM15 wurde von TSMC im 28-Nanometer-Verfahren gefertigt und basiert auf ARM-Architektur, wie man sie auch in den meisten Smartphones findet. Allerdings auf veralteter: Die A57-Rechenkerne in dem Baikal-Prozessor waren bei Smartphones vor zehn Jahren aktuell.

Trotzdem dürften sich die lagernden Chips aus der TSMC-Produktion als Glücksfall erweisen: Russische Chipfabriken fertigen Prozessoren im 90-Nanometer-Verfahren, wie es beim Prozessorgiganten Intel vor 20 Jahren Stand der Technik war.

Der ungewöhnliche Prozessor wird von gängigen Laptop-Komponenten ergänzt: Das Titan BM15 verfügt über einen 15,6 Zoll großen IPS-Bildschirm mit Full-HD-Auflösung, 16 Gigabyte DDR4-Arbeitsspeicher, HDMI-, USB-C- und Kopfhöreranschluss sowie Bluetooth und WLAN. Daten werden auf einer M.2-SSD gespeichert, die Akkukapazität wird mit 6000 mAh beziffert.

Beim Betriebssystem setzt man auf in Russland entwickelte Linux-Distributionen: Käufer haben die Wahl zwischen Astra Linux und Alt Linux.

1000 Stück werden gebaut - für Regierung und Wirtschaft
Zunächst sollen 1000 Exemplare gefertigt werden. Stückpreis: umgerechnet rund 1600 Euro - das Doppelte des durchschnittlichen Monatslohns im Jahr 2021, den das Statistikportal „Statista“ für Russland ausweist.

Zielgruppe sind aber ohnedies nicht Privatnutzer, sondern die Regierung: Der Großteil der ersten Charge ist für sie bestimmt, auch russische Unternehmen zählen zu den ersten Abnehmern. Der Kreml hatte erst vor wenigen Wochen - krone.at berichtete - angekündigt, schnellstmöglich unabhängig von ausländischer Hard- und Software werden zu wollen.

Das wird allerdings nicht gerade einfach: Bis die russischen Chipfabriken modernisiert und qualifizierte Fachkräfte ausgebildet wurden, dürfte es Jahre dauern. Zumal Ingenieure und IT-Spezialisten in Scharen das Land verlassen, weshalb mittlerweile sogar in Gefängnissen und Straflagern nach geeignetem Personal gesucht wird.

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