Ein Tiroler Ehepaar aus Kundl (Bezirk Kufstein) rettet Lebensmittel vor der Tonne und unterstützt dabei auch noch Bedürftige. Die ehrenamtliche Arbeit ist für die Familie eine wahre Herzensangelegenheit.
Für viele Menschen ist der Lebensmitteleinkauf eine finanzielle Belastung. Auf der anderen Seite müssen Supermärkte jeden Tag kiloweise Waren wegwerfen, die eigentlich noch einwandfrei sind. Warum nicht beide Probleme einfach in eine sinnvolle Aktion umwandeln? Genau das macht der Verein Foodsharing Tirol Unterland. „Wir holen die Lebensmittel ab und geben sie unentgeltlich an Dritte, bevorzugt an sozial Schwächere, weiter“, erklären Daniela und Daniel Hörtnagl aus Kundl. „Dany und Dani“ haben es sich vor drei Jahren zur Aufgabe gemacht, mit Essen, das nicht mehr verkauft werden kann, Gutes zu tun.
„Pro Woche beglücken wir locker 30 Leute mit drei bis vier großen Einkaufstüten“, rechnet Dany vor. Dann fügt sie hinzu: „Wir könnten noch mehr schaffen, aber zurzeit sind wir alleine, wir haben auch keine Fahrer.“ Die Hörtnagls haben Verträge mit zahlreichen Supermärkten rund um Wörgl. Nicht alle können sie jedes Mal abklappern, dafür fehle die Zeit.
Familienauto musste einem Lager weichen
Die eingesammelten Lebensmittel verteilt die Familie dann. Frisches wechselt noch am selben Tag den Besitzer, Gefrorenes einmal die Woche. „Dafür haben wir uns extra eine neue Kühltruhe angeschafft“, erzählt Daniel. Die Tiefkühlware muss bei der Familie zuhause abgeholt werden – damit die Kühlkette nicht abreißt. Andere Waren liefern die Foodsharer auch zu Vereinsmitgliedern nach Hause, wenn es diese nicht zur Ausgabestelle schaffen. Der Rest holt ab – bei der Familie daheim in Kundl oder am Ausgabeplatz beim OBI in Wörgl. Der Wirkungskreis des Unterländer Vereins ist groß: „Sogar aus dem Zillertal kommen Leute zu uns abholen, wir haben auch schon nach Hall geliefert“, erzählt Dani.
Die Produktpalette der hilfsbereiten Familie umfasst mittlerweile weit mehr als nur Lebensmittel: „Von Haarfarbe bis Strumpfhosen haben wir alles“, verdeutlicht Daniela. Das Lager ist übrigens die Garage ihrer Familie. „Das Auto hat darin keinen Platz mehr“, lacht Ehemann Daniel.
Wenn genug da ist, holen nicht nur Bedürftige bei den Hörtnagls ab. Diese Foodsharer lassen dann auch mal eine Spende da. „Diese geben wir auf die Seite und kaufen damit Geschenke für alte oder eingeschränkte Leute“, erzählt Daniela. Zusammen mit den beiden Kindern verteilen die Eheleute die Präsente dann an Weihnachten – zuletzt etwa im Altenheim oder beim Psychosozialen Pflegedienst.
Was übrig bleibt, wird zu Haltbarem verarbeitet
Knifflig wird es für Dany und Dani, wenn auf einmal große Mengen einer frischen Ware abzuholen sind. „Wir hatten einmal eine Europalette mit Erdbeeren. So etwas muss man am selben Tag weiterbringen. Dann haben wir angefangen, Marmelade zu machen“, erinnert sich Daniel. So entstehen aus Übriggebliebenem nun zum Beispiel Öle oder Essig – Dinge, die die Familie anschließend verschenkt.
Wir haben selber ein schlechtes Leben gehabt, und als es uns besser ging, haben wir gedacht: Jetzt helfen wir anderen.
Daniela Hörtnagl
Was motiviert die Foodsharer, derart viel Zeit und Energie in ihr Projekt zu stecken? „Wir haben selber ein schlechtes Leben gehabt und dann, als es uns besser ging, haben wir gedacht: Jetzt helfen wir anderen“, meint Dany schlicht. Geld nehmen sie und ihr Mann für ihre Arbeit nicht. Alle Spenden fließen zurück in den Verein. Ihre Bezahlung: „Die Freude der Leute“, strahlt Dany, „und der Gesichtsausdruck“, ergänzt Dani. „Wir haben Menschen, von denen erfahren wir, dass sie sich wegen Foodsharing die Stromnachzahlung leisten konnten“, freuen sich beide.
Kontaktmöglichkeit via Facebook: facebook.com/FoodsharingTirol oder per E-Mail: foodsharing_tirol@gmx.at
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