„Krone“-Interview

Multitalent Marco Pogo: „Ein paar sind halt so“

Wien
31.05.2022 11:59

Marco Pogo feierte jetzt mit seinem Kabarett Premiere - dabei findet er selbst derzeit nicht alles zum Lachen.

Krone: Wenn ich Sie sonst am Handy anrufe, heben Sie immer persönlich ab. Gestern war auf einmal Ihre Pressesprecherin am Apparat. Haben Sie sich ein Vorbild an der Bundespolitik genommen?
Marco Pogo: Ich versuche, mir wenig Vorbild an der Bundespolitik zu nehmen. Als ich das Interview von Herrn Pommer mit dem Landwirtschaftsminister gelesen habe, war ich erschrocken, aber nicht verwundert. Auf der anderen Seite hat er sich zumindest den Fragen gestellt. Ich finde es immer wieder schlimm, wie viele Politiker sich Interviews nicht stellen. Dabei ist es ihre Aufgabe, zu berichten, wenn irgendwo etwas falsch läuft, um dann Rede und Antwort zu stehen.

Könnte man so die Politikverdrossenheit erklären?
Wir haben keine Politikverdrossenheit, sondern eine Politikerverdrossenheit. Der heutige Politiker-Typus macht es den Bürgern schwer. In Wahrheit gibt es in Österreich nichts, was einen noch schockiert.

Bezüglich Ihres Kabaretts: Welche Pointe könnten Sie erzählen, die die Politik in den vergangenen Jahren noch nicht geliefert hätte?
Das ist schwierig. Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Ich bringe in dem Programm auch viel aus meinem eigenen ein. Man hat es als Satiriker in diesem Land aber sicher nicht leicht.

Marco Pogo mit „Krone“-Redakteur Philipp Stewart (Bild: Schiel Andreas)
Marco Pogo mit „Krone“-Redakteur Philipp Stewart

Sind Sie eher ein „Politiker, der Kabarettisten Konkurrenz macht“, oder ein „Kabarettist, der Politikern Konkurrenz macht“?
Vermutlich etwas von beidem. Ich würde mich nicht als Politiker bezeichnen. Das ist ein Berufsbild, das wurde uns in den vergangenen Jahren als sehr unattraktiv verkauft.

Zu euren politischen Erfolgen: Welche Anliegen hat die Bierpartei durchgesetzt? Radler gibt es noch immer, und den Bierbrunnen sucht man vergebens!
Als Bezirksrat versuche ich, meine Ideen den Kollegen einzupflanzen. Wir haben zum Beispiel versucht, Proberäume für Künstler zu organisieren oder einen Hugo-Portisch-Platz umzusetzen. Das Problem ist, dass viele wichtige Punkte nicht angegangen werden, weil die Umfragen ein schlechtes Zeugnis attestieren. Ich bin überzeugt, dass nicht alle - heute positiven - Errungenschaften immer gleich positiv aufgenommen wurden. Das spiegelt sich auch in der aktuellen Sicherheitsdebatte wider. Als Politiker zu sagen, „das ist kein Thema“, find ich schade.

Sprechen wir jetzt von der Neutralität oder vom Radler-Verbot?
Von der Neutralität - und ich bin glühender Pazifist. Aber noch schlimmer als keine Sicherheit ist eine falsche Sicherheit.

Also treten Sie zur Präsidentschaftswahl und zur Gemeinderatswahl an?
Dazu werde ich mich in Kürze äußern. Ich kann sagen, dass ich als Bürger dieses Landes nicht zufrieden bin. Es reicht nicht, einfach zu sagen: „So sind wir nicht.“ Man muss auch sagen: „Ein paar sind so.“ Und natürlich wollen wir auch Wien weiter gestalten.

Apropos Bier und Bewegen: Ibiza jährte sich dieser Tage, und einige Lokalpolitiker haben sich in jüngster Vergangenheit nach Bierkonsum in Gräben manövriert. Sie sieht man regelmäßig mit Alkohol. Irgendwelche Tipps für die Kollegen?
Manche sollten es einfach bleiben lassen. Die Dosis macht das Gift. Man sollte wissen, wann es reicht. Denen, die es nicht wissen, muss man helfen. Aber als Gesellschaft sollten wir ein waches Auge drauf haben, wenn es selbst keiner mehr hat. Als Bierpartei arbeiten wir hier mit vielen Institutionen zusammen. Aber betrunken zu fahren geht halt gar nicht.

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