Dunkle Wolken hängen über dem Islam-Zentrum in der Götzgasse in Wien-Favoriten. Und es liegt nicht nur an der am Freitagvormittag über Wien hereingezogenen Schlechtwetterfront. Auch die Stimmung unter den Gläubigen ist getrübt. Niemand will Austro-Taliban Thomas Al J. gekannt haben, alle weisen darauf hin, dass es sich um einen friedlichen Ort handle. "Ich komme hierher, weil auf Deutsch gepredigt wird", erzählt etwa ein junger Student. Und auch der Leiter des Zentrums, Muhammad Ismail Suk, poltert beim Freitagsgebet gegen jede Radikalität: "Wir sind ein Ort der Zusammenkunft, und wer das nicht versteht, soll die Moschee sofort wieder verlassen. Ich möchte mir mein Lebenswerk nicht zerstören lassen."
Der zum Islam konvertierte Tatverdächtige Thomas Al J. dürfte tatsächlich eine anderes Stamm-Gotteshaus gehabt haben und nur gelegentlich im Zentrum zu Gast gewesen sein. Der Schock sitzt aber in der gesamten moslemischen Gemeinde tief. Einerseits, weil die große Mehrheit der friedvollen Mitglieder befürchtet, zu Unrecht mit dem mutmaßlichen Terroristen in einen Topf geworfen zu werden, und andererseits, weil am Nachmittag auch immer mehr Details rund um die teuflischen Anschlagspläne des Familienvaters ans Licht kamen.
Seit Monaten im Flugsimulator trainiert
Das Mitglied der Deutschen Mudschahidin hatte nämlich offenbar seit Monaten in einem Flugsimulator trainiert – um einen voll besetzten Passagierjet mitten auf den Reichstag in Berlin stürzen zu lassen! Als Schaltzentrale dürfte dem Gotteskrieger seine Altbau-Mietwohnung in Wien-Fünfhaus gedient haben.
Nur der perfekt organisierten Kommandoaktion des Bundesamts für Verfassungsschutz und der Verhaftung am Mittwoch ist es offenbar zu verdanken, dass es keine Todesopfer gab.
Seine drei Komplizen, ein am Flughafen Schwechat verhafteter Tschetschene, ein weiterer Konvertit (25) und dessen Lebensgefährtin (19) – sie war mit Kind unterwegs –, sind indes wieder auf freiem Fuß (siehe Infobox).
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