Nein zu Bettenburgen

Liste Fritz: Prüfantrag „scheinheilig zum Quadrat“

Tirol
15.04.2022 12:44

Tirol ist ein Land des Tourismus. Man ist sich jedoch in der Politik einig: Es muss Grenzen geben. Besonders „Bettenburgen“ mit über 300 Betten werden kritisch betrachtet. Nur an welchen Schrauben gedreht werden soll - da scheiden sich (noch) die Geister.

Von Seefeld bis Fieberbrunn werden gigantische Tourismus-Projekte, wie Chalet-Dörfer oder große Hotels, umgesetzt. Tirol lebt vom Tourismus, gleichzeitig schreitet die Bodenversiegelung voran und es fehlt an Personal. Die Liste Fritz ist kein Freund von „Bettenburgen“. „An jeder Ecke wird gebaut, nur nicht für Einheimische!“, polterte Klubobmann Markus Sint. Es sei eine „Kannibalisierung“: Man nehme sich gegenseitig die Gäste weg.

Zitat Icon

Es braucht eine spezielle Begründung, warum Gemeinde X noch ein Hotel mit mehr als 300 Betten vertragen soll.

Markus Sint

Die Liste legt im Mai-Landtag einen Dringlichkeitsantrag vor, durch den die Errichtung von Hotels mit über 300 Betten erschwert werden soll. Dazu will sie das Raumordnungsgesetz novellieren: Sint möchte, dass bei touristischen Projekten, die mehr als 300 und weniger als 500 (dann greift die Umweltverträglichkeitsprüfung) Betten haben, sowohl die Gemeinde als auch das Land zustimmen müssen: „Es braucht eine spezielle Begründung, warum Gemeinde X noch ein Hotel mit mehr als 300 Betten vertragen soll“, sagt er. Das sei für ihn die realistische Lösung.

Obergrenze von 300 Betten prüfen
Die schwarz-grüne Landesregierung will, wie berichtet, eine Obergrenze von 300 Betten prüfen, im Sinne des „Tiroler Wegs“, welcher im Juni 2020 vorgestellt wurde und für einen „verantwortungsvollen Tourismus plädiert“: „Die Zeit der großen Bettenburgen ist vorbei“, waren sich Klubobmann der VP, Jakob Wolf, und Tourismussprecher der Grünen, Georg Kaltschmid, einig.

Zitat Icon

ÖVP und Grüne beauftragen sich selbst damit, etwas zu prüfen - sowas bringt man auch nur in Tirol zusammen.

Markus Sint

Mitarbeitermangel ist ebenso Thema
„ÖVP und Grüne beauftragen sich selbst damit, etwas zu prüfen - sowas bringt man auch nur in Tirol zusammen“, beobachtete Sint zynisch. „Scheinheilig zum Quadrat“, kommentiert er, doch „soll uns das im Sinne der Bürger und des Kampfes gegen den Ausverkauf Tirols recht sein“ - daher ist er nicht prinzipiell gegen den Prüfantrag.

Wolf reagierte: „Beim Ziel sind wir uns einig. Wir brauchen und wir wollen keine neuen Bettenburgen in Tirol. Jetzt geht es darum, dass wir einen praktikablen und juristisch sauberen Weg finden, um dieses Ziel erreichen zu können.“ Kritisch sieht Sint auch den Mitarbeitermangel beziehungsweise, dass die Hälfte der Mitarbeiter keine Tiroler seien. Nachdem die Wirtschaftskammer Arbeitskräfte aus Drittstaaten gefordert hatte, reagierte auch NR Barbara Neßler (Grüne): „Ein Imagewandel entsteht nicht, wenn man unattraktive Arbeitsbedingungen schönredet, sondern durch tatsächliche Verbesserungen und Zukunftsaussichten auf eine gute und längerfristige Beschäftigung das ganze Jahr über.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele