Sturzflug gestoppt

Gasthaussterben in Kärnten: Gastronomie quo vadis?

Kärnten
14.04.2022 09:22

Auch wenn das große Gasthaussterben vorerst überstanden scheint, kämpft die Branche mit großen Herausforderungen. Vor 20 Jahren gab es in Kärnten noch 1160 Gasthäuser im klassischen Sinn - also traditionsbewusste Familienbetriebe, vornehmlich am Land. Mit Jahresende 2021 waren es laut der Statistik der Wirtschaftskammer nur noch 477, dazu 77 Lokale mit bis zu acht Fremdenzimmern...

„Die Zahlen haben sich in den letzten Jahren eingependelt, es ist jetzt eher ein Wandel zur Innovation, ein Strukturwandel, der durch Corona beschleunigt wurde“, meint Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Kärntner Wirtschaftskammer. Der jahrelange Sturzflug - verursacht durch Landflucht, hohe Investitionskosten, Personalmangel, fehlende Nachfolger - konnte sozusagen auf tiefem Niveau gestoppt werden.

Verwaiste Stammtische
Auch wenn das große Gasthaussterben in Kärnten damit fürs Erste wohl überstanden ist, gilt der Stammtisch, an dem einst der Bürgermeister, der Arzt und der Pfarrer Platz genommen haben, mittlerweile als verwaist. Seit Corona werde zudem vermehrt lieber privat getrunken - aber das durchaus professionell. „Ich kenne Vereine, die haben bessere Schankanlagen als so manches Gasthaus“, so Sternad, der daher eine strengere Reglementierung des Gastgewerbes fordert.

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Wirtshaus ist kein offizieller Begriff. Es gibt den Spruch "Im Gasthaus regiert der Gast, im Wirtshaus der Wirt".

Ludwig Graber, Verein Wirtshauskultur

Trendumkehr durch Corona
Ludwig Graber, Obmann des Vereins Kärntner Wirtshauskultur, sieht ebenfalls eine Trendumkehr. „Was in den letzten Jahren passiert ist, war auch eine Marktbereinigung. Neue Betriebe versuchen auch, die Sitzplatzkapazität und die Öffnungszeiten zu verringern und zu optimieren.“ Dazu bietet die Kammer Bildungsmaßnahmen an, um Wirte zu Betriebswirten zu machen. Dafür gibt es Kalkulationsworkshops, Betriebsberatung, Cash-Coaching und auch eine Betriebsnachfolgebörse zur Hilfe bei Übernahmen.

3046 Betriebe

mit gastgewerblicher Berechtigung gibt es in Kärnten. Wobei klassische Kaffeehäuser (601) die größte Gruppe bilden.

Hartes Wirteleben
Wenn der Wirt nicht mehr mag, hilft allerdings nichts. Martin Slamanig hat seinen Gasthof Post in Latschach von den Eltern übernommen, seinen Kindern rät er nun jedoch vom harten Wirteleben ab. Der gutgehende Betrieb hat zwar noch geöffnet, steht aber um 1,49 Millionen Euro zum Verkauf - seit einem halben Jahr. „Die Jungen haben das Geld nicht und andere kein Vertrauen mehr in die Branche“, sagt Slamanig.

Und da wäre noch Edi. Der Klagenfurter betreibt seinen Gasthof Sponheimer in Viktring mit 75 als Pensionshobby noch weiter. Weil Eisschützenrunden, Lederhosenverein und Saunarunden bei ihm logieren. „Alles Freunde von mir, die lassen mich gar nicht aufhören.“

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