Einkaufszentren, Mülldeponien, große Industriehallen: In der Gegend um Leibnitz in der Steiermark geht jeden Tag mehr Boden verloren. Eine Frau kämpft gegen ein Millionärs-Großprojekt. Und auch in Pichling (Stainz) könnte bald eine ehemals landwirtschaftliche Fläche verbaut werden.
Wo früher Acker an Acker grenzte, verschließen nun Parkplätze und Einkaufszentren den Boden. Reihenhaus reiht sich an der B67 in Wagna bei Leibnitz an Reihenhaus. Bauern gibt es immer weniger - aus Acker- wird Bauland, mit jeder Umwidmung steigen die Preise.
Direkt an der B67 wohnt Christa Rakovic mit ihrem Mann und drei Katzen. Seit 1928 steht das Haus der Familie dort. Südlich ihres Grundstücks soll schon bald der fünfstöckige „Wohntraum“ der Firma Brain Immobilien entstehen. „Von meinem Kräutergarten, der mein Nebenerwerb ist, könnte ich mich dann verabschieden“, sagt Rakovic.
Sie blickt auf den staubtrockenen Acker. Vergangenen Sommer wurde der Grund umgewidmet. „Die Nachbarstochter wollte auf gleicher Höhe ein Haus bauen, unser Sohn auch. Es wurde nicht erlaubt“, sagt sie. „Und dann kommt ein Millionär und es geht plötzlich“ – der Hälfte-Eigentümer von Brain Immobilien ist nämlich der bekannte Millionär Walter Temmer.
Auch persönlich fühlt sich Rakovic gestört: „Wenn sie eine Straße von beiden Seiten auf ihren Grund bauen, sind wir von vier Straßen gesäumt“, sagt Rakovic, die ihren Kräutergarten nicht in Schatten von Betonwänden wissen will. „Fünf Makler waren in den letzten Monaten bei uns. Ich hab’ sie alle weggeschickt. Bis mir der Miteigentümer, Gernot Labudik, einen fix fertigen Kaufvertrag für unser Haus vorbeigebracht hat.“
„Anrainer werden gehört“
Auf „Krone“-Anfrage stellte Labudik klar, dass die Planung für das Projekt noch nicht abgeschlossen sei. „Anrainer haben das Recht, ihre Einsprüche vorzubringen“, sagt er. „Und auch andere Menschen haben das Recht, an diesem Ort ein Zuhause zu finden und von der Infrastruktur zu profitieren.“
Aus Acker wurde Bauland
Schauplatzwechsel: Im weststeirischen Stainz ist schon der historische Engelweingarten bedroht, nun könnte eine weitere Fläche versiegelt werden. „Es geht um 1,1 Hektar Land, das bis jetzt landwirtschaftliche Fläche war. Ich würde mir wünschen, dass unser Jungbauer hier arbeiten kann - aber das Grundstück wurde zu Bauland umgewidmet“, sagt Anrainer Christian Menhart gegenüber der „Krone“.
Das bestätigt auch der Stainzer Bürgermeister Walter Eichmann (ÖVP). „Das Grundstück wurde im Flächenwidmungsplan umgewidmet, konkrete Baupläne gibt es aber noch nicht.“ Eine Wohnanlage mit mehreren Stöcken sei hier nicht möglich, versichert Eichmann.
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