Lokalaugenschein

Stainzer sorgen sich um Ausverkauf der Heimat

Steiermark
20.01.2022 06:00

Eine geplante Hotelanlage im idyllischen Engelweingarten Stainz sorgt für Widerstand der Einheimischen. Die „Krone“ war vor im weststeirischen Ort und hat sich die Bedenken der besorgten Bevölkerung angehört.

Sonnenbeschienene Weingärten, Ruhe und frische Luft, ein traumhafter Fernblick: Der historische Stainzer Engelweingarten ist wahrlich ein weststeirisches Juwel. Doch die Idylle trügt, es droht Ärger im Paradies.

Wie berichtet, sollen hier - wenn alles im Sinne des Projektwerbers läuft - schon im Spätsommer die Bagger anrollen und den Boden für eine luxuriöse Hotelanlage ebnen. Während Befürworter eine touristische Aufwertung der Region und Arbeitsplätze wittern, haben viele Stainzer keine Freude mit dem Ausverkauf ihrer Heimat.

„Auswärtigen wird der rote Teppich ausgerollt“
„Mir passt vor allem die Größe nicht“, sagt ein Anrainer, der nur einen Steinwurf von der künftigen Hotelanlage entfernt wohnt. „Und schuld ist die Gemeinde, weil sie so etwas genehmigt“, wettert der Stainzer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Als Otto Normalverbraucher braucht man wegen jeder Kleinigkeit eine Kommissionierung und einem Auswärtigen wird der rote Teppich ausgerollt.“

Eine junge Stainzerin, einige Häuser weiter, übt sich indes in Zweckoptimismus: „Man kann ohnehin nichts mehr dagegen machen, ich sehe es gelassen. Was mir aber schon ein wenig Sorgen bereitet, ist, dass der Verkehr zunehmen wird.“

Szenenwechsel in das Café Lex am Stainzer Hauptplatz, ein beliebter Treffpunkt für Einheimische. Der Engelweingarten ist natürlich auch hier regelmäßig Gesprächsthema. „Vor allem bei den alteingesessenen Stainzern“, sagt Betreiber Franz Lex. „Für die örtliche Bevölkerung hat dieser wunderschöne Platz einen hohen sentimentalen Wert“, wirft ein Gast gleich ein. Er befürchtet außerdem, dass die geplanten Chalets - auch wenn sie der Bauherr nicht so nennen will - nicht nur für Urlaubsgäste sind, sondern als Ferienhäuser veräußert werden.

Bürger befürchten Anstieg der Grundstückspreise
Dass eine Hotelanlage die heimische Wirtschaft ankurbeln könnte, glaubt der Kritiker nicht: „Solche Hotelgäste halten sich ja vorwiegend in der Anlage auf, ich glaube kaum, dass die zu unserem Greißler einkaufen gehen.“

Fakten

  • Am Gelände des ehemaligen Gasthauses Engelweingarten in Stainz soll eine Hotelanlage mit Wellnessbereich, „Winzerhäuschen“ und einem Restaurant entstehen.
  • Hinter dem Projekt steht der Grazer Szene-Gastronom Günter Ganster. Er hat das rund 16.000 Quadratmeter große Grundstück bereits erworben und will 30 Millionen Euro in das Hotelprojekt investieren.
  • Die Gemeinde Stainz hat die entsprechende Fläche im November letzten Jahres als Bauland für touristische Zwecke umgewidmet.
  • Als nächsten Schritt muss die Gemeinde nun, vor der Bauverhandlung, einen Bebauungsplan erstellen.

Auch steigende Grundstückspreise fürchtet die kritische Stammgast-Runde, wenn erstmal ein luxuriöses Hotel Tür und Tor für weitere Investoren geöffnet hat. „Die Bevölkerung profitiert am Ende auf jeden Fall nicht von dieser Entwicklung“, sind sich die Kritiker einig.

„Es wird sowieso schon genug Fläche vernichtet“
Gegner des Bauprojekts sammeln auch schon eifrig Unterschriften, um eine Volksbefragung zur geplanten Hotelanlage zu erwirken. Ganz und gar nicht einverstanden mit der generellen Bauwut in der Steiermark sind auch Markus Scheer und Karl Prattes: „Ich bin gegen diesen Eingriff in die Natur. Es wird ja sowieso schon genug Fläche vernichtet!“, sagt Prattes. „Die Politik sollte sich verstärkt darum kümmer, bestehende versiegelte Flächen zu revitalisieren“, ergänzt Scheer.

Erst am Montag gab es eine Bürgerversammlung zum Bauvorhaben - wohl nicht die letzte. Denn die Bedenken der Kritiker sind damit noch lange nicht vom Tisch ...

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