Stadt Land Vorarlberg

Vom „Bänkle vorm Hus“ und Dritten Orten

Vorarlberg
03.04.2022 18:00

Warum wir Begegnungsräume brauchen, was diese mit Experimentierfreude zu tun haben und wieso es wichtig ist, den Menschen klar zu machen, dass es diese Orte (bereits) gibt.

Zuhause verbringen wir Zeit mit Familie und Freunden. Dank Corona hat sich zwar auch das „Office“ ins „Home“ verschoben, doch viele zieht es nun wieder an den Arbeitsplatz - zumindest zeitweise, schließlich braucht es den „face-to-face“-Austausch mit Kollegen. Zwischen Heim und Arbeit gibt es aber noch mehr. Die Frage ist: Wo findet das statt?

Seit einigen Jahren hat sich der Begriff des Dritten Ortes etabliert. Doch nicht jeder weiß etwas damit anzufangen. Im 1989 erschienenen Buch „The Great Good Place“ erklärt US-Soziologe Ray Oldenburg, dass der Dritte Ort einen Ausgleich zum Familien- (Erster Ort) und Arbeitsleben (Zweiter Ort) bieten und Begegnungen ermöglichen soll. Bei „LandStadt Vorarlberg“, ein Kooperationsprojekt von Land, Bodensee Vorarlberg Tourismus, Kongresskultur Bregenz, Edgar Eller und dem Vorarlberger Architektur Institut, spricht man von Begegnungs- und Experimentierräumen.

Begegnung ist klar. Was aber steckt hinter experimentieren? „Dritte Orte sind nicht nur öffentliche Plätze, sondern auch Gasthäuser, Schulen, Bibliotheken, Museen, Geschäfte, ja sogar leer stehende Gebäude. Entscheidend ist, mit welcher Haltung die Menschen hingehen. Ob sie offen, neugierig oder eben experimentierfreudig sind“, erklärt Bertram Meusburger vom Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, das im Namen des Landes federführend für das Projekt verantwortlich ist.

Ob nun Dritte Orte, Begegnungs- oder Experimentierräume: Wichtig ist außerdem, dass die Menschen davon wissen. „Dass Dritte Orte als Räume der Begegnung angenommen werden, hängt unter anderem von der Gestaltung ab “, weiß Kriemhild Büchel-Kapeller. Sie ist als Expertin für Sozialkapital und Nachhaltigkeit im Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung in den Bereichen Nachhaltige Gemeinde- und Regionalentwicklung, Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital tätig und weiß, wie wichtig auch persönliche Einladungen zu Verantstaltungen an Dritte Orte sind.

Denn gerade wenn Menschen neu in einer Gemeinde sind, reichen Postwurfsendung oder formeller Amtsbrief nicht aus, um sie zu diversen Veranstaltungen einzuladen. Da müsse man schon persönlich an der Tür klopfen, meint Büchel-Kapeller: „Manche interessiert es auch dann nicht. Andere machen sich zumindest Gedanken und wieder andere sind begeistert, dass man sich derart engagiert, nehmen die Einladung an und werden schlussendlich Teil der Gemeinde.“ Zum Glück gebe es Menschen, die bereit sind, von Tür zu Tür zu gehen. Und es werden sogar immer mehr, denn, „Engagement ist ein Geben und Nehmen und hat sehr viel mit Sinn zu tun. Danach suchen die Menschen.“

Raum für Begegnung
Eine wesentliche Rolle spielt überdies der niederschwellige Zugang - wie das etwa bei der Seepromenade in Bregenz oder dem W*Ort in Lustenau, im Vogelfreiraum in Rankweil oder der Schaffarei in Feldkirch, der Ruine Blumenegg oder der guten Stube in Andelsbuch der Fall ist. Diese und andere Beispiele verdeutlichen zudem: Es bräuchte keine neuen, extra als solche konzipierten Dritten Orte. Vielmehr braucht es Menschen, die diese Orte mit Leben füllen, ist Büchel-Kapeller überzeugt: „Früher gab es überall a Bänkle vorm Hus - ein Ort, wo die Menschen sich getroffen und miteinander geredet haben. Heute fehlen diese und müssen erst wieder initiiert werden.“

Das Projekt „LandStadt Vorarlberg“ zielt unter anderem darauf ab, Dritte Orte verständlich zu machen. „Leider ist uns Corona dazwischengekommen, sodass wir etliche Veranstaltungen absagen oder in den virtuellen Raum verlegen mussten. Das Interesse am Thema war dennoch sehr groß“, berichtet Bertram Meusburger. Bleibt zu hoffen, dass sich die Menschen nun wieder abseits von „Home“ und „Office“ begegnen und Orte vorfinden können, die sie inspirieren. Experte Bertram Meusburger über dritte Orte wie etwa die Schaffarei.Autorin Christiane Mähr sprach mit Kriemhild Büchel-Kapeller über Räume der Begegnung, zu denen die Seepromenade in Bregenz zählt. Früher war das „Bänkle vor dem Hus“ ein Treffpunkt, um sich über das Dorfgeschehen auszutauschen.

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