Über drei Burschen - zwei 15-jährige Afghanen und ein 14-jähriger Iraner -, die nach der Vergewaltigung einer 16-Jährigen am Mittwochabend nahe des Linzer Hauptbahnhofs festgenommen worden waren, ist am Freitagabend Untersuchungshaft verhängt worden. Ein vierter Verdächtiger, der sich Freitagabend stellte, soll im Laufe des Samstags einvernommen werden. Nachdem am Freitag zudem „Warntafeln“ am Bahnhof aufgetaucht waren, wonach Frauen eine Kopfbedeckung tragen sollten, ermittelt nun auch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.
Die vier Jugendlichen sollen am Mittwochabend über die 16-jährige Deutsche in der Nähe des Linzer Hauptbahnhofs hergefallen sein. Beamte der Fremdenpolizei wurden aufmerksam und gingen dazwischen. Die Täter flüchteten. Wenig später wurden drei Burschen festgenommen. Alle drei sind zwar unbescholten, bei der Polizei aber bereits amtsbekannt - wegen „kleinerer Delikte“, hieß es dort. Die U-Haft wurde Freitagabend vorerst für 14 Tage verhängt.
Ein vierter Verdächtiger, ein 15-jähriger Afghane, stellte sich am Freitag bei der Polizeiinspektion Vöcklabruck, behauptete in einer ersten Reaktion aber, er habe „nichts getan“. Auch für ihn wurde am Samstag U-Haft beantragt. Zwei gaben weiterhin an, es habe mit dem Mädchen sexuelle Kontakte „auf einvernehmlicher Basis“ gegeben, der dritte schweigt, berichtete Staatsanwaltschaftssprecherin Ulrike Breiteneder am Samstag.
Verdächtige „eindeutig belastet“
Das Opfer habe aber alle vier Festgenommenen „eindeutig im Sinne eines Vergewaltigungsvorwurfs belastet“, so Breiteneder. Man sei „weit weg vom Versuch“, sondern es gehe um „wiederholte, vollendete Tathandlungen durch verschiedene Täter“, stellte sie klar. Die 16-Jährige war ins Krankenhaus eingeliefert worden, bei ihrer Befragung tauchten Erinnerungslücken auf. Derzeit würden Spuren untersucht, die Auswertung werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Ungewiss ist noch, wie es zu der Tat gekommen ist und ob die Täter mit dem Opfer bekannt waren.
Es geht um wiederholte, vollendete Tathandlungen durch verschiedene Täter.
Staatsanwaltschaftssprecherin Ulrike Breiteneder
Bis zu siebeneinhalb Jahre Haft drohen
Der Strafrahmen im Fall einer Verurteilung wegen Vergewaltigung liegt für Jugendliche bei bis zu fünf Jahren, wenn die Tat eine schwere Körperverletzung - etwa in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung - nach sich zieht bei bis zu siebeneinhalb Jahren. Für Erwachsene ist der Strafrahmen doppelt so hoch.
Ermittlungen wegen wirrer „Warnzetteln“
Indes tauchten am Freitag am Linzer Bahnhof falsche Warnhinweise auf, wie die Polizei am Samstag bekannt gab. Frauen wurden davor gewarnt, das Bahnhofsgelände allein zu betreten, man könne „ihre Sicherheit“ nicht mehr „gewährleisten“. Den Frauen wurde geraten, sich nicht freizügig zu kleiden und eine Kopfbedeckung zu tragen, außerdem sollten sie einen Meter Abstand halten. Die Zettel seien vom Sicherheitsdienst entfernt worden und stammten nicht von der ÖBB oder der Polizei, hieß es. Es gebe Videos von der ÖBB, die nun ausgewertet würden, das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) ermittle wegen des Verdachts der Verhetzung, so die Polizei.
2020 sind in Oberösterreich laut Kriminalstatistik 142 Vergewaltigungen angezeigt worden, von denen 88 Prozent geklärt wurden. Bei der Polizei heißt es, dass der Großteil an Vergewaltigungen im privaten Umfeld verübt wird, bei den - in absoluten Zahlen vergleichsweise selteneren - Übergriffen im öffentlichen Raum, seien aber recht oft Afghanen beteiligt. Insgesamt wäre die Zahl der Straftaten, die von Afghanen begangen wurden, zwar etwas rückläufig, dennoch scheine diese relativ kleine Gruppe sehr weit vorne in der Kriminalstatistik auf. Bei den Straftaten handelt es sich vor allem um Gewalt- und Suchtmitteldelikte.
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