„Krone“-Kommentar

Erzwungen

Kolumnen
02.04.2022 06:00

Russische Künstler befinden sich seit Ausbruch des Krieges in einem Dilemma. Der Westen verlangt eine Distanzierung von Putin, eine Verurteilung des Angriffs auf die Ukraine genügt nicht. Russland bestraft sie dafür.

Berühmtestes Beispiel ist Opernstar Anna Netrebko. Erst trennt sich das deutsche Management von seiner Vorzeigekünstlerin, weil sie sich nicht dezidiert gegen den russischen Präsidenten und seine militärische Invasion in der Ukraine ausgesprochen hat. Dann werden Auftritte bei den Salzburger Festspielen, aber auch an der Bayrischen Staatsoper sowie an der New Yorker Met auf Eis gelegt. Netrebko zieht sich nach Aserbaidschan zurück.

Nun hat sich die Sopranistin zurückgemeldet und den Krieg verurteilt. Sie bedaure, dass Handlungen in der Vergangenheit falsch interpretiert werden könnten - wohl eine Anspielung auf Netrebkos Geburtstagsfest im Kreml. Prompt wurde die Sängerin vom Opernhaus im sibirischen Nowosibirsk ausgeladen. Die Leitung wirft der österreichischen Staatsbürgerin vor, ihr russisches Heimatland verraten zu haben.

Aber sollen Künstler wirklich gezwungen werden, sich politisch zu deklarieren?

Mit der Haltung verhält es sich doch wie mit einem Geschenk. Man zeigt sie freiwillig, oder man zeigt sie nicht. Wer schweigt, stimmt noch lange nicht zu. Schweigen kann auch bedeuten, dass man eben nicht zustimmt. Und trotzdem eine Haltung hat.

Erzwungene Haltung aber ist unwürdig. Auch für jene, die sie einfordern.

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