Die Zeit drängt, die Rechnung ist einfach und brutal, findet Uniqa-Chef Andreas Brandstetter anlässlich der aktuellen Debatte zum Thema längeres Arbeiten: Ohne radikale Reformen im Pensionssystem steuere Österreich direkt in die Katastrophe. Brandstetter schlägt Alarm – und fordert ein radikales Umdenken auch bei den Betrieben.
„Aufgrund der alternden Bevölkerung fehlen uns in den nächsten Jahrzehnten die Hände, die arbeiten“, warnt der Versicherungsboss. Ob Bau, Tourismus, Gesundheit oder Versicherungswirtschaft – überall drohe der Kollaps. Doch Brandstetter macht klar: „Kein Versicherungsmanager hat jemals gesagt, wir gehen auf die 1. Säule los. Niemand spricht von Pensionskürzungen.“ Die gesetzlichen Pensionen seien wichtig und gut.
Aber die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 1950 finanzierten noch sechs Arbeitende einen Pensionisten (siehe Grafik). Heute sind es drei – und in nur 15 Jahren wird das Verhältnis auf 2:1 schrumpfen. „Schon 2023 gab es erstmals mehr Menschen über 65 als Kinder und Jugendliche unter 20“, rechnet Brandstetter vor. Bis 2040 werde die Zahl der Senioren um 43 Prozent explodieren.
Firmen müssen Ältere länger im Betrieb halten
Die Lösung für den Uniqa-Chef? Ältere müssen länger arbeiten – und die Wirtschaft muss endlich Verantwortung übernehmen und ältere Mitarbeiter auch tatsächlich länger in den Betrieben halten. „Es war für uns in den letzten Jahren zu leicht, uns von reiferen Kollegen zu trennen“, gibt Brandstetter offen zu. Jetzt aber drohe ein Arbeitskräftemangel – und Unternehmen müssten umdenken: „Wir bei der Uniqa verzichten seit fünf Jahren darauf, uns mit Sozialplänen von Mitarbeitern über 60 zu trennen.“
Denn Erfahrung sei unbezahlbar: „Wer 30 Jahre in der Branche war, bearbeitet etwa einen Fabrikbrand in Kärnten schneller als ein junger Jurist im ersten Job.“ Selbstkritisch gesteht der Uniqa-Chef Fehler ein: „Auch wir haben vor Jahren ältere Mitarbeiter abgebaut. Jetzt suchen wir gezielt Erfahrene!“
Wer später zu arbeiten beginnt, soll auch später in Pension
Doch Brandstetter will keine Einheitslösung: Wer körperlich hart gearbeitet hat, soll früher in Pension dürfen. Und: 45 Beitragsjahre müssen jedenfalls immer reichen. Das Pensionsantrittsalter für alle auf 70 zu erhöhen, sei falsch. „Aber jemand wie ich, der studieren konnte, kann auch länger arbeiten.“
Ansonsten drohe Österreich ein finanzielles Desaster. „Die explodierenden Pensionskosten nehmen uns die Möglichkeit, in Schulen oder Forschung zu investieren“, warnt der Uniqa-Chef. Sein drastischer Vergleich: „Es ist, als würde ich jeden Tag 5000 Euro beim Bankomaten abheben, ohne jemals nachzuschauen, ob das Konto gedeckt ist.“
Sein Fazit ist ein Weckruf: „Das Land fährt gegen die Wand. Es geht vielleicht noch fünf bis sieben Jahre gut. Wir müssen rasch handeln, über unseren Schatten springen und etwas ändern. Je früher wir damit beginnen, umso besser!“
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