„Krone“-Kommentar

Russland ein Angebot machen!

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

US-Präsident Biden eilt in Europa von Gipfel zu Gipfel. Ein Schwur zur neuen Eintracht folgt dem anderen. Eine Strafmaßnahme gegen Russland jagt die andere.

Doch das ist zu wenig! Wer den Krieg beenden will, wer ein Russland ohne Putin haben will, muss diesem Russland ohne Putin auch ein Angebot machen und es wissen lassen!

Der Wiener Kongress hatte 1815 Frankreich ohne Napoleon in die Staatengemeinschaft aufgenommen. Die Westalliierten hatten 1949 Deutschland ohne Hitler in die Staatengemeinschaft aufgenommen. Beide Male wurde dieser Mut mit einer langen Ära der Stabilität belohnt.

Muss man erst den unermüdlichen Henry Kissinger (98) aktivieren, den Altmeister von Zuckerbrot und Peitsche und Verehrer des Fürsten Metternich? Beide eint die Skepsis gegenüber Kollektivstrafen.

Erste Risse im Gebälk des Kremls sind schon sichtbar. Der renommierte Wirtschaftsreformer Anatolij Tschubais, zuletzt Putins Sonderbeauftragter für die internationalen Organisationen, schmiss hin und emigrierte mit der Familie in die Türkei.

Risse im Gebälk beginnen oben und setzen sich nach unten fort. Noch ist es nicht so weit. Wie kann diese Apathie der Massen überwunden werden, die keine abweichende Meinung zum Krieg hat und vor allem verwirrt ist über das, was über sie hereinstürzt? Diesen Menschen muss eine Alternative aufgezeigt werden, sonst wird sich so bald nichts ändern.