Hunderte Flüchtlinge

In der Messehalle 4 treffen Schicksale aufeinander

Salzburg
20.03.2022 12:00
„Wir sind die glücklichsten“, betont ein ukrainischer Unternehmer, dem mit seiner Familie die Flucht aus Odessa gelang. Ein Schicksal wie hunderte andere, die nun im Erstaufnahmezentrum bei der Salzburger Messe strandeten. Die „Krone“ sprach mit Flüchtlingen, Verantwortlichen und weiß, was jetzt neu umgesetzt wird.

Es sei „unmöglich“ dort, in seiner Heimatstadt Odessa, jetzt noch normal zu leben, erzählt Sinan Bayrakli. Der Unternehmer, der mit Korn und Samen handelt, hat seine Familie und die seines Schwagers aus dem Kriegsgebiet nach Salzburg gebracht – und dies über das von den Russen okkupierte Transnistrien in Moldawien. „Wir hatten Glück.“

An den 24. Februar - dem Tag, als die russische Invasion begann - kann sich der Vater dreier Töchter genau erinnern: „Als ich die Rede von Putin hörte, und seine Augen sah, wusste ich, dass es jetzt Krieg geben wird.“ Danach seien schon die ersten Bomben zu hören gewesen: „Du bist da wie paralysiert. Die Kinder weinen, während all die Häuser wackeln.“ Sofort hat er für seine Familie einen Schutz im Untergrund gesucht.

„Wir kehren zurück, wenn sich die Lage beruhigt hat“

Fünf bis sechsmal pro Tag seien die Sirenen gegangen. Immer wieder in den Bunker, immer wieder die Frage nach dem Warum: „Wir versuchten es, konnten es aber nicht verstehen.“ Der gebürtige Türke, der seit mehr als zehn Jahren in der Ukraine lebt, und sein Zuhause als „meine Heimat“ bezeichnet, fasste nach einigen Tagen den Entschluss zur Flucht - mit dem Auto in das 1700 Kilometer entfernte Salzburg. Jetzt bleiben wir hier, bis sich die Lage beruhigt. Dann wollen wir zurück."

Es ist ein Schicksal, wie das von hunderten Ukrainern, die jetzt täglich im Erstaufnahmezentrum ankommen. 1046 registrierten sich bis Samstag in der Halle am Messegelände. Davon sind 708 weitergereist - der Rest ist in Salzburg geblieben. Am Donnerstag kamen etwa 150 Menschen ins Zentrum, zuletzt waren es schon etwa 200 - die Tendenz ist also steigend.

Die Messe und einige nahe Hotels sind aber nur als Bleibe für zwei Tage gedacht – dann geht es in längerfristige Unterkünfte. Die Art der Herberge setzt sich aus privaten Zimmern, Wohnungen, Hotels und Asyl-Quartieren zusammen, laufend kommen Neue dazu. So sperrt ab morgen auch das Asylquartier Tamsweg auf – 76 Ukrainer können einziehen.

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