Arbeit war für ihn eine Verpflichtung, die Südsteiermark das Zentrum seines Lebens und literarischen Schaffens. Wer war Gerhard Roth? Weggefährten erzählen von dem Autor.
Der Nussbaum vor seinem Haus in Obergreith, eine Bank, ein Tisch. Grünes Hügelland. Das ist der Ort, an dem so viele Weggefährten mit Gerhard Roth saßen. „Von dort konnte man so schön ins Land reinschauen“, sagt Schriftstellerin Barbara Frischmuth. „Ich habe Gerhard Roth so dafür bewundert, wie genau er Tagebuch führen konnte. Sein Verlust tut mir furchtbar leid.“ Frischmuth und Roth hatten sich in den 70er-Jahren dort kennengelernt, wo so viele literarische Karrieren begonnen hatten: Im Forum Stadtpark.
Ich erinnere mich gut an die gemeinsame Arbeit mit Gerhard Roth. Sein Werk war sehr wichtig, vor allem was die Aufarbeitung des Nationalsozialismus betraf, da war er medial präsent und wurde gehört.
Künstler Günter Brus
Auch Künstler Günter Brus war damals oft mit dabei. „Die Zusammenarbeit mit Roth war höchst spannend“, sagt er zur „Krone“. „Vor allem, was das Theater betrifft. Wir haben in den Wirtshäusern mit dem entsprechenden Alkohol gemeinsam Dinge entworfen und überarbeitet.“
Reinhard P. Grubers gehörte dieser Gruppe auch an. „Ich habe Gerhard Roth oft in Obergreith besucht“, schildert er. „Wir haben viele Wochenenden zusammen verbracht. Manchmal war auch Wolfi Bauer mit dabei, dann haben wir zu dritt geschrieben.“ Mit dem Blick ins Land.
Ich habe an Gerhard Roth bewundert, dass er wusste, wie komplex heutige Gesellschaften sind – aber er hat trotzdem an Werte wie Solidarität geglaubt. Die Südsteiermark war der Mittelpunkt seines ganzen Daseins.
Klaus Kastberger, Leiter des Literaturhaus in Graz
Von der Südsteiermark zum Weltruhm
Was bleibt von dem großen steirischen Schriftsteller, der am Montagabend im 80. Lebensjahr verstarb? „Provinz heißt bei ihm in keinster Weise Beschränkung. Die Hügel der Südsteiermark waren das Globale schlechthin – von dort aus hat er nach Welterklärungsmodellen gesucht“, sagt Klaus Kastberger, Leiter des Literaturhauses Graz und des Franz-Nabl-Instituts, das Roths Nachlass beherbergt. „Der Umfang ist enorm. Roth war ein wahnsinnig produktiver Schreiber. Arbeit war für ihn ein Muss, eine Verpflichtung der Welt gegenüber.“
Gerhard Roths Texte und Worte sind mir immer wieder begegnet. Ich habe einmal lange auf einer Holzbank am Pogusch mit ihm gesprochen, über das Leben und die Literatur. Er war ein Leuchtturm im Land.
Autorin Valerie Fritsch
Er arbeitete bis zu seinem Tod
Und er schrieb bis zuletzt. „Als ob er nicht krank wäre“, sagt Isabella Holzmann, Leiterin des Greith-Hauses in St. Ulrich, das Roth mitentwickelt hat. „In den letzten Wochen war ich oft bei ihm, er lag mit dem iPad auf dem Sofa, hat geschrieben, dann aufgeschaut, dann wieder geschrieben. Daneben ein Kaffee und ein Wasser. Er war oft sehr müde.“ Unzählige Seiten hat er mit der Hand geschrieben. Sie sind es, die bleiben werden: seine Wörter, seine Beobachtungen, seine Geschichten.
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