Viele Unklarheiten

Ökonomen sehen Zoll-Deal mit den USA skeptisch

Wirtschaft
29.07.2025 12:36

Die EU-Einigung im Handelsstreit mit den USA hat wohl nur kurzfristig für Erleichterung gesorgt: Zahlreiche Punkte sind noch unklar, daher weitere Verhandlungen nötig. „Gut ist der Deal nicht“, sagte IHS-Ökonom Michael Reiter. Spürbare Auswirkungen auf Österreichs Wirtschaft sind laut Fachleuten aber nicht zu erwarten.

In seiner Mittelfrist-Prognose rechnete das IHS mit einem US-Basiszoll von zehn Prozent und 25 Prozent für Autos. Nun wurden es, wie berichtet, 15 Prozent für die meisten Produkte der EU. Viele Waren sind aber noch unklar, daher weitere Verhandlungen bis zu einem Abkommen nötig.

Negative Wohlstandseffekte seien durch den Deal kaum zu befürchten, sagte wiiw-Direktor Mario Holzner. Die volkswirtschaftlichen Effekte wären nahe null. „Jene Firmen, die sich bei den Exporten auf die USA fokussiert haben, sind klarerweise sehr unangenehm betroffen“, relativierte er. „Für Österreich ist es gut, dass wir ein Land der ‘Hidden Champions‘ sind, mit Firmen in Weltmarktnischen, wo es vielleicht nur ganz wenige Anbieter gibt.“ 

Das Handelsabkommen soll voraussichtlich ab dem 1. August gelten:

(Bild: Krone Kreativ)

Schwaches Wirtschaftswachstum
„Ich denke, was das reine BIP betrifft, wird man im Bereich von 0,1 Prozent bis 0,2 Prozent bleiben“, sagte Reiter in Bezug auf Österreichs Wirtschaftswachstum. In der gesamten EU könnten die Verbraucherinnen und Verbraucher zunächst mit 0,4 Prozent niedrigeren Preisen rechnen, die Produktion dürfte um 0,3 Prozent sinken.

Sehr kritisch wird allerdings die Zusage der EU gesehen, den USA Öl und Gas im Wert von insgesamt 750 Milliarden Dollar (umgerechnet 639,7 Milliarden Euro) abzukaufen. Das sei „unrealistisch“, meinte der IHS-Ökonom. Im vergangenen Jahr hätten die Energieimporte aus den Vereinigten Staaten nämlich nur ein Viertel bis ein Drittel der nun versprochenen jährlichen Summe betragen. Unklar sei zudem, wie die EU die eigenen Unternehmen dazu bringen wolle, so viel amerikanisches Öl und Gas zu kaufen.

„Absichtserklärung“ statt Abkommen
Im Vorjahr kamen 45 Prozent der Gasimporte aus den USA, bei den Ölprodukten waren es nur 16 Prozent. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr sprach von einer „Absichtserklärung“. Es handle sich um kein „rechtssicheres Handelsabkommen“, US-Präsident Donald Trump könne jederzeit wieder davon abrücken. Manche Zusagen der EU seien kaum überprüfbar, daher neue Streitigkeiten möglich.

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