10.02.2022 06:00 |

„Krone“-Kommentar

Von Gsindl und armen Schweinen

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Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ist bekannt für ihren herben Charme. Ich erinnere mich, dass sie den „Krone“-Fotografen einmal scherzhaft „Burli“ nannte und auch sonst in ihrer privaten Wortwahl nicht zimperlich war. Nun hat sie, wie sich durch herausgefischte Chats auf dem Diensthandy eines Beamten im seinerzeitigen Innenministerium herausstellte, „die Roten“ als „Gsindl“ bezeichnet und sich immerhin ausführlich dafür entschuldigt.

„Gsindl“ klingt ja schon per se übel, weshalb ich einen Experten um seine Einschätzung gebeten habe. Prof. Rudolf Muhr hat sich wie kein anderer eingehend mit österreichischen Schimpfwörtern auseinandergesetzt. Der Sprachwissenschafter bestätigt meine Befürchtungen, was „Gsindl“ angeht. Der Ausdruck stammt von „Gesinde“, das waren jene armen Schweine, die auf den Höfen gerackert haben und verdächtigt wurden, Diebe zu sein, hinterfotzig und niederträchtig, man vertraute ihnen nicht. Deshalb, so Muhr, sei es eine erhebliche Missachtung und Respektlosigkeit, eine Gruppe als „Gsindl“ zu bezeichnen.

Diese Missachtung zwischen ÖVP und SPÖ zieht sich schon seit der Zwischenkriegszeit durch und wurde während der großen Koalitionen dadurch gedämpft, dass sich „Rote“ und „Schwarze“ die Republik aufteilten, ganz ohne Sideletters. „Gsindl“ zeigt, wie tief die Gräben wieder und noch immer sind. Was ist eigentlich das Schimpfwort der SPÖ für die ÖVP?

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