Reserve wird angezapft
Deutschland: Zu wenig Impfstoff für alle Ärzte
Bei der Impfkampagne gegen das Coronavirus ist nach Angaben des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) der Biontech-Impfstoff bereits derzeit knapp bemessen. „Wir können in der nächsten Woche 1,2 Millionen Dosen Biontech für ganz Deutschland ausliefern, in der Woche darauf 800.000 Dosen und dann noch einmal 1,2 Millionen Dosen“, sagte Lauterbach am Mittwochabend. Das sei für den aktuellen Bedarf deutlich zu niedrig bemessen.
Die Menge sei „viel weniger als das, was die Ärztinnen und Ärzte jede Woche abrufen“, so Lauterbach im ZDF. Auch im ersten Quartal des nächsten Jahres gebe es nicht genug Impfstoff. Um den Impfstoff ausliefern zu können, müssten bereits die Reserven geleert werden. „Wir schütten hier alles aus. Denn die Kampagne muss ja laufen, so gut wie sie kann.“
90 Millionen Dosen sollen nachgekauft werden
Am Dienstagabend hatte Lauterbach in der ARD bereits von einem „Impfstoffmangel“ für das erste Quartal 2022 gesprochen. Als Reaktion will die neue Bundesregierung nun mehr als 90 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs nachkaufen. Aus der CDU kam der Vorwurf, Lauterbach rufe „Feuer“, um dann Feuerwehr zu spielen.
Nun erläuterte der SPD-Politiker zu den rund drei Millionen Biontech-Dosen in den kommenden drei Wochen, er habe die verfügbare Menge gestückelt. Der Gedanke dabei sei, dass in der kommenden Woche viel, in der Weihnachtswoche etwas weniger und dann wieder mehr geimpft werde. „Mehr ist schlicht nicht da“, sagte Lauterbach. „Die Ärzte, die jetzt mehr bestellen, die können wir nicht bedienen.“
Impfstoff soll aus Osteuropa zurückgekauft werden
Der neue Gesundheitsminister sagte weiter: „Ich versuche jetzt, notfallmäßig Impfstoff aus osteuropäischen Ländern zurückzukaufen.“ Das dorthin gelieferte Serum könne zum Teil nicht verimpft werden. Beim Impfstoff von Moderna seien derzeit noch ausreichende Mengen vorhanden. Hier sei das Problem, dass die Mengen ab Jänner sehr stark absänken. „Was wir jetzt noch gesichert haben, das sind 1,5 Millionen Dosen pro Woche. Und somit muss ich etwas tun.“
Der SPD-Politiker betonte, die Mitteilung über Impfstoffknappheit sei kein Vorwurf gegen Vorgänger Jens Spahn (CDU). Über das ganze Jahr hinweg sei auch genug Impfstoff vorhanden gewesen - aber nicht für eine sehr schnelle Boosterkampagne. Deutliche Kritik an Spahn übte hingegen Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Dass für das nächste Jahr zu wenig Impfstoff zur Verfügung stehe, sei „schwer irritierend“, sagte Heil im ZDF. Da habe der Vorgänger im Gesundheitsministerium „nicht klar Schiff gemacht“. Das müsse nun die neue Bundesregierung leisten.
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