Das Wildrosenmoos liegt zwischen Sulzberg im Bregenzerwald und Oberreute im Allgäu. Entlang der Grenze lässt sich dieses Gebiet auf abwechslungsreichen Pfaden erkunden.
Der November hieß im Althochdeutschen „Nebelung“. Die Bezeichnung kommt nicht von Ungefähr - kein anderer Monat ist grauer und trüber als der elfte des Jahres. Nebel bildet sich, wenn Luft abkühlt, warme und kalte Luft sich mischen oder Wassermengen verdunsten. Besonders hartnäckig halten sich die Dunstschwaden in Tallagen.
Wer dem Grau entkommen möchte, unternimmt am besten einen Ausflug in höhere Lagen. Immer einen Besuch wert ist das Wildrosenmoos zwischen Sulzberg und Oberreute (D). Man kann die Rundtour entweder auf der Vorarlberger oder der Allgäuer Seite starten. Einen kleinen Wanderparkplatz gibt es beispielsweise im Oberreutner Ortsteil Hinterschweinhöf. Von dort führt der Wanderweg in knapp zwanzig Minuten direkt zum idyllisch gelegenen Rastplatz Wildrosenmoos. Dort stehen Holzbänke an dunklen Tümpeln die spiegelglatt in der Landschaft liegen, umsäumt von hell schimmernden Birken.
Moore mit ihrer meterdicken Torfschicht erfüllen viele wichtige Funktionen in der Natur. Sie sind vielfältige - wenn auch extreme - Lebensräume und Kohlenstoffspeicher. Einmal zerstört, braucht es Jahrhunderte für die Regeneration, denn im Schnitt wächst die Torfschicht eines Hochmoores gerade einmal einen Millimeter pro Jahr.
Eiszeit-Relikt
Das Wildrosenmoos ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit. Vor 10.000 Jahren blieben in dem Grenzgebiet zwischen Österreich und Deutschland zahlreiche Seen, Tümpel und Teiche zurück. Im Laufe der Zeit wurden viele der Gewässer durch Ablagerungen von totem organischen Material immer flacher, bis sie schließlich verlandeten. Auf diese Weise entstanden die sogenannten Flach- und Niedermoore.
Im regen- und schneereichen Westallgäu entwickelten sich aus diesen teilweise auch Hochmoore. Dieser Moortyp verfügt über keine Verbindung zum Grundwasser, sondern wird lediglich durch Niederschläge gespeist. Entscheidend für die Entstehung solcher Naturräume sind die Torfmoose: Die unscheinbaren Pflanzen wachsen zu geschlossenen Decken zusammen, überwuchern andere Pflanzen und ersticken sie. Im nassen und sauerstoffarmen Untergrund wird das abgestorbene Pflanzenmaterial nur unvollständig abgebaut, in Folge entsteht daraus Torf -und mit jeder neuen Schicht wächst das Moor in die Höhe. Da die lebende Pflanzendecke dabei jeden Kontakt zum Untergrund verliert, entsteht ein extremer Lebensraum, in dem nur „Spezialisten“ überleben können.
Torf als Brennstoff
In früheren Zeiten wurde getrockneter Torf als Brennstoff sowie als Füll- und Dämmmaterial beim Hausbau verwendet. Auch im Wildrosenmoos wurde einst Torf gestochen. Davon zeugt der große Moortümpel, bei dem es sich um einen alten Torfstich handelt. Glücklicherweise regenerieren sich die Moorflächen langsam. Die Fauna ist aber äußerst trittempfindlich, weshalb Spaziergänger den Bohlenweg, der übers Moor führt, nicht verlassen sollten. Der Weg verläuft abwechselnd durch Waldgebiet, über Feuchtwiesen und durchs Moor. Man hat die Möglichkeit, nach Sulzberg zu wandern, oder nach „Kalter Brunnen“. Die Landschaft auf dem sogenannten „Hochsträß“ ist sehr abwechslungsreich. Informationstafeln entlang der Strecke vermitteln Wissenswertes zu Flora und Fauna.
Typ: gemütliche Rundtour, ideal für ältere Menschen und Familien.
Dauer: zwischen ein- und zweieinhalb Stunden (je nach Variante)
Startpunkt: Wanderparkplatz Hinterschweinhöf (Oberreute, unweit der österreichischen Grenze)
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung, eventuell Getränk
Einkehrmöglichkeiten: Gasthäuser in Sulzberg
Highlights: Rastplatz Wildrosenmoos, Schautafeln und kindgerechte Info-Stationen
Zudem lässt sich auch Interessantes zur Geschichte der deutsch-österreichischen Grenze erfahren. Die Zeiten, als diese noch überwacht wurde, liegen gar nicht so lange zurück. Bis 1995 gingen Zöllner hier auf Streife, um Schmuggel und illegalen Personenverkehr zu unterbinden. Heute nutzen Wanderer und Ausflügler von dies- und jenseits der Staatsgrenze die verschiedenen Pfade, um diese besondere Naturlandschaft zu erkunden und einen Spaziergang an der Sonne, weit oberhalb der Nebelgrenze, zu unternehmen.
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