Die 79. Bregenzer Festspiele (Vorarlberg) wurden am Mittwochvormittag eröffnet – die neue Intendantin Lilli Paasikivi übernahm dabei eine besondere Rolle. Im Zentrum der Reden stand diesmal die Demokratie und wie wir als Gesellschaft mit neuen Herausforderungen umgehen können.
Nein, auch heuer haben sich die Bregenzer Festspiele keinen Festredner, keine Festrednerin geleistet – dafür aber eine Conférencière: In diese Rolle schlüpfte am Mittwochvormittag souverän Lilli Paasikivi, also die Festspiel-Intendantin selbst. Damit dürften die Zeiten von kindlich anmutenden Handpuppen und entliehenen Figuren aus den Opernproduktionen Geschichte bei der Eröffnungszeremonie sein – gut so.
Paasikivi, in eine wunderschöne, zitronengelbe Robe gekleidet, erlaubte sich auch einen Scherz über die finnischen Traditionen, die nun in Bregenz Einzug halten könnten – Stichwort Geschäftsbesprechung in der Sauna. Mit Humor und Charme übernahm die Finnin somit coram publico das Ruder der Festspiele, und es war deutlich zu spüren, dass sie damit die Gunst der Bregenzer und Bregenzerinnen gewann.
30 Prozent weniger
Ein Routinier ist dagegen bereits Hans-Peter Metzler. Der Festspiel-Präsident übernahm wie üblich die Begrüßung der Festgäste und begann seine Rede mit der eigentlich nicht spaßigen, aber trotzdem witzigen Anmerkung, dass seine Sprechzeit nun um 30 Prozent gekürzt worden sei. Freilich spielte er damit auf die entsprechenden Förderstreichungen des Bundes für die Festspiele an.
Er betonte, dass Kunst nicht einfach nur schön ist, sondern Wertvolles für die Gesellschaft beiträgt. „Sie kann Grenzen öffnen, Menschen verbinden, Komplexität zulassen – und Hoffnung stiften. Sie kann Raum schaffen für all das, was im Lärm des Alltags oft untergeht: Nachdenklichkeit. Mitgefühl. Inspiration.“ Zudem stimmte er ein Loblieb auf die neue Intendantin an. Lilli Paasikivi beschrieb der Unternehmer als erfahrene wie visionäre Persönlichkeit, die viele als gefeierte Sängerin und langjährige Intendantin der Finnischen Nationaloper kennen würden. Sie habe künstlerischen Tiefgang und den Mut, Neues zu wagen. Ihre Berufung sei ein klares Zeichen für Kontinuität und Aufbruch zugleich.
Babler am Wort
Seine allererste Rede bei den Festspielen hielt am Mittwoch Österreichs Kunstminister Andreas Babler (SPÖ). Auch er fand rasch den Übergang von der Kunst zur Gesellschaft beziehungsweise zur Politik. Die liberale Demokratie stehe unter Druck, doch es würde nicht ausreichen, sich nur auf den Schutz der demokratischen Institutionen zu konzentrieren, es brauche mehr.
Insbesondere die soziale Säule sei schwächer geworden. Babler rechnete vor: Die reichsten fünf Prozent in Österreich besitzen so viel wie die übrigen 95 zusammen. Damit war der Minister bei seinem Kernthema angelangt, der Bedeutung der sozialen Demokratie. Vielleicht lag es daran, dass seine Rede ein wenig an Wahlkampfzeiten erinnerte und eher wenig Festspiel-Flair vermittelte.
Großer Rahmen, große Kunst
Den größeren Rahmen für seine Rede wählte dann Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der damit den Reigen gebührend abschloss. Was das Publikum heuer künstlerisch erwartet, zeigten die zahlreichen musikalischen Einlagen und Kurzinterviews mehrerer Beteiligter.
So bot Irina Simmes eindrucksvoll die Arie der Agathe aus dem 3. Akt des „Freischütz“ dar, während Josef Jeongmeen Ahn, Ferhat Baday, Lobel Barun, Aaron Godfrey-Mayes, Anja Mittermüller, Aitana Sanz und Jingjing Xu ihr Talent mit einem Sextett aus Rossinis Oper „La Cenerentola“ bewiesen. Am Pult erlebte man abwechselnd die beiden finnischen Dirigenten Hannu Lintu (dirigiert die Hausoper „Oedipe“) und Kaapo Ijas („La Cenerentola“) sowie den Schweden Patrik Ringborg („Freischütz“).
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