Experte im Interview

Virologe stellt klar: „Es gibt Cluster in Öffis“

Familie
11.11.2021 06:00

In Öffis kann ein Corona-Cluster nur schwer bestimmt werden - das heißt aber nicht, dass es keinen gibt. Der Virologe Lukas Weseslindtner bekräftigt im „Krone“-Interview die FFP2-Maske und rät zur Impfung.

Krone: Laut Wiener Linien gibt es in Öffis keine Clusterbildung. Was sagen Sie?
Lukas Weseslindtner: Ein Cluster lässt sich in öffentlichen Verkehrsmitteln zwar schwer feststellen, sie sind aber ein typischer Ort dafür. Es gibt keine Lüftung und der Abstand kann oft nicht ausreichend eingehalten werden. Während man in Flugzeugen das Infektionsgeschehen zurückverfolgen kann, lassen sich in Bus und Bahn die Mitreisenden im Nachhinein nicht identifizieren. Immer häufiger tritt das Problem auf, dass Cluster nicht geortet werden können, weil auch Geimpfte Träger sind.

Welche Sicherheitsmaßnahmen sind am wichtigsten?
Am besten schützt die FFP2-Maske. Während sie an manchen Orten, draußen zum Beispiel, nicht unbedingt nötig ist, ist sie in den Öffis unabdingbar. Dort wird sie uns auch am längsten begleiten. In den Wintermonaten ist eine FFP2-Maske unabhängig von Corona sinnvoll und hält auch andere Viren ab. Auch im Fahrstuhl in den Stationen sollte man die Maske nicht abnehmen, weil die Aerosole von der Person, die vorher im Lift war, immer noch da sind.

Wäre eine 2G- oder 3G-Regel sinnvoll in den Öffis?
Im Falle der 3G-Regel kommt es sehr darauf an, wie lange der PCR-Test gültig ist. Nimmt man für die Gültigkeitsdauer 48 oder 72 Stunden, kann es noch immer sein, dass jemand, der vor zwei oder drei Tagen einen Test gemacht hat, ansteckend in der U-Bahn sitzt. Und wer soll das kontrollieren? In der Gastro ist das schon schwer zu überprüfen, in den Öffis gar unmöglich.

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Am besten ist natürlich die Impfung. Mit der FFP2-Maske minimiert sich die Ansteckungsgefahr um ein Vielfaches.

Virologe Lukas Weseslindtner

Welche Öffi-Tipps können Sie uns noch geben?
Am besten ist natürlich die Impfung. Mit der FFP2-Maske minimiert sich die Ansteckungsgefahr um ein Vielfaches. Für vollständig Ungeimpfte wird es schwierig, dem Virus den ganzen Winter lang zu entkommen. Auch wichtig ist, dass Personen, die sich krank fühlen, möglichst daheimbleiben, dann kann man der Pandemie den Schwung nehmen.

Wird erneut ein großer Lockdown kommen?
Das ist schwierig zu sagen. 2G bedeutet nicht automatisch, dass die Fallzahlen sinken. So entkoppeln wir aber die Fallzahl von der Intensivstation. Wenn in kurzer Zeit viele Ungeimpfte krank werden und das Gesundheitssystem dadurch überlastet wird, ist ein Lockdown eine logische Konsequenz. Ungeimpfte sollten sich nicht über Maßnahmen beschweren, denn vor allem ihretwegen sind sie nötig.

Was braucht es, um einen Lockdown zu verhindern?
Ich appelliere an das Gemeinschaftsgefühl, das in anderen Ländern viel stärker ausgeprägt ist. Jeder Einzelne sollte die Möglichkeit einer unangenehmen Impfreaktion in Kauf nehmen, damit wir als Gemeinschaft endlich aus dieser Misere herauskommen. Einen weiteren Lockdown verträgt keiner von uns!

So stopfen sich die Passagiere in die Züge
Die Fotos (siehe unten) sind diese Woche entstanden - am Montag, um genau zu sein. Sie könnten aber auch morgen aufgenommen werden oder nächste Woche, denn die Öffis sind zu den Stoßzeiten mitunter fast so voll wie vor der Pandemie - auch wenn die Wiener Linien das anders sehen.

Wer mit der U-Bahn fährt, wird es kennen: Dicht an dicht gedrängt, wie die Sardinen stehen die Menschen in den Waggons. Ein Großteil der Passagiere trägt die FFP2-Maske vorschriftsgemäß. Aber sie werden immer mehr: Personen, die zu den Maskengegnern gehören oder sie immer weiter hinunterwandern lassen - unter die Nase, unters Kinn, immer weiter runter, bis sie irgendwann zum „Pooh-Bag“ werden. Auch das wurde vereinzelt bereits gesichtet: Ein Mann, der sich ein Fenster zum Atmen in die Maske geschnitten hat, bzw. Passagiere, die ihren Schutz zum Husten abnehmen, damit die Innenseite auch ja nicht schmutzig wird.

Vor allem entlang der U6 haben die Wiener das Gefühl, dass sich die Intervalle im Frühverkehr geändert haben, dass sie noch länger auf den nächsten Zug warten müssen. Was von den Wiener Linien dementiert wird. Dass es zudem keine Cluster in den Öffis gibt, glauben Virologen nicht (siehe Interview).

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