Theaterpremiere

Wenn das Leben durch die Liebe in Schieflage gerät

Oberösterreich
31.10.2021 15:00

Soll die Freiheit des Menschen über Allem stehen oder ist es vielmehr das Maß aller Dinge, das „Richtige“ zu tun, sich in Selbstbeherrschung zu üben? Goethes „Die Wahlverwandtschaften“ wirft diese und viele weitere Fragen auf - in den Kammerspielen in Linz feierte das Stück eine ungewöhnliche Premiere.

Beim Platznehmen in den Kammerspielen des Landestheaters am Freitagabend sah sich das Publikum einer steilen Rampe gegenüber, die nahezu die ganze Bühne einnahm. Mit der Zeit offenbarte sie unzählige Effekte, die die Inszenierung begleiteten und auch manchmal etwas zu sehr von ihr ablenkten: Die Darsteller liefen in Computerspiel-Manier durch projizierte Wälder, Goethes Text rollte über die Rampe, per Overhead aus der Steinzeit wurden ganze Tragödien in Echtzeit in den Steilhang gebastelt (Bühne, Kostüme, Video und Musik: Florian Barth).

Die Rampe wurde aber auch zum Symbol für die Geschehnisse, die den Charakteren im Laufe des zweistündigen Abends widerfahren: Ihr Leben gerät in eine Schieflage. Ob durch Schicksal oder aus Eigenverschulden, darüber kann man auch noch mehr als 200 Jahre nach Erscheinen des großen Goethe-Romans trefflich diskutieren...

Regisseur Christoph Diem schuf selbst eine Neufassung des ursprünglichen Texts, in dem das Ehepaar Charlotte und Eduard einen befreundeten Hauptmann sowie Charlottes Nichte Ottilie bei sich aufnimmt. Daraufhin verliebt sich Eduard in die junge Ottilie und auch Charlotte und der Hauptmann fühlen sich zueinander hingezogen. Dies setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, an deren Ende drei Menschen tot sind. Diem versucht, die Emotionen des Liebes-Quartetts durch die Beschränkung des Bühnenraums in konzentrierter Form darzureichen - geholfen hätte dabei, Nebenhandlungsstränge zu streichen.

Gut zurecht findet sich in der ungewöhnlichen Inszenierung Angela Waidmann, die die Charlotte als Fels in der Brandung spielt. Der Eduard wird im Porträt von Daniel Klausner ein mit sich hadernder Charakter, zu wenig Profil bekommt der Hauptmann durch Jan Nikolaus Cerha. Dem jüngsten Neuzugang im Schauspielensemble, Cecilia Pérez, gelingt die erste größere Rolle in Linz sehr gut - die Ottilie schillert in unterschiedlichsten Farben. In weiteren Rollen: Helmuth Häusler, Horst Heiss und Eva-Maria Aichner, die unwürdigerweise mit weit über 60 ein Baby spielen muss...

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