„Auf Standesämtern fällt heuer Schnapsdatum aus“, berichteten wir in der „OÖ-Krone“ am Samstag. Das stimmte auch – bis auf Liebenau im Mühlviertel. Dort gibt es eine brave Standesbeamtin, die am Sonntag gleich zwei Brautpaare verheiratet hat – obwohl sie selbst an diesem Tag ihren 43. Geburtstag feierte. Das ist durchaus etwas Besonderes, normalerweise machen Standesbeamte an Sonn- und Feiertagen keinen Dienst.
Die Liebenauer Standesbeamtin Rita Ruttenstock erzählt: „Es war so: Zuerst hat mich ein Paar gefragt, das um 10 Uhr heiraten wollte, weil es um 11 Uhr sein Kind taufen lässt. Da hab‘ ich Ja gesagt. Und dann hat sich noch ein zweites Paar bei mir gemeldet. Es hat schon Kinder und ist zehn Jahre zusammen. Im Jänner hat die Braut dann zu ihrem Partner gesagt, sie würde gerne am 25.5.2025 heiraten. Da hab‘ ich mir gedacht, es ist doch super, wenn jemand heiratet – da darf man nicht kleinlich sein. Die sind dann eine Stunde später, um 11 Uhr, zu mir gekommen.“
„Heuer haben wir zwölf Eheschließungen geplant“
Ruttenstock hat 2003 die Prüfung zur Standesbeamtin abgelegt, 2007 ihre erste Heirat beurkundet und ist seit 2017 – da ging ihr Kollege in Pension – in der knapp 1600 Einwohner zählenden oberösterreichischen Gemeinde für Heiratssachen zuständig: „Heuer sind bei uns insgesamt zwölf Hochzeiten geplant. Das ist viel, im Vorjahr waren es nur sechs. Vor 14 Tagen war sogar ein Paar aus Wels-Umgebung bei uns. Die haben extra in Liebenau geheiratet, weil ihnen der Gemeindename so gefallen hat.“
Im vergangenen Jahr gab es laut Statistik bundesweit 45.810 Eheschließungen, um 45 weniger als im Jahr davor. Jung heiraten ist offenbar „out“: Das mittlere Erstheiratsalter der Männer lag 2024 bei 33,6 Jahren, das der Frauen bei 31,6 Jahren. Übrigens: Mittlerweile wird nicht mehr im Mai, sondern im August am meisten geheiratet.
Der Name ist fast schon Programm: In der Mini-Gemeinde Liebenau ticken die Uhren offenbar etwas anders. Eine Standesbeamtin, die trotz Sonntag und eigenem Geburtstag zwei Paare traut – das gibt es wirklich nicht so schnell woanders.
Und es zeigt, dass das Landleben einfach seine positiven Seiten hat. Man kennt und respektiert einander, hilft im Notfall zusammen und mag sich im Idealfall sogar.
Die engmaschige soziale Kontrolle am Land kann mühsam sein. Aber gleichzeitig wirkt das dörfliche Miteinander oftmals wie ein mächtiges Netzwerk aus Verbundenheit.
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