Die Spitäler entlasten und dem Ärztemangel vorbeugen – das ist die Idee eines so genannten Primärversorgungszentrums. Hausärzte arbeiten mit anderen Gesundheitsberufen und Sozialarbeitern zusammen, um quasi möglichst viele gesundheitliche Leiden der Patienten vor Ort behandeln zu können. Das soll das Gesundheitssystem entlasten und die Menschen dazu bringen, bei Beschwerden zuerst zu ihrem Hausarzt zu gehen. So sollen die Zentren durch den Kräfte-Zusammenschluss auch längere Öffnungszeiten anbieten.
Saalfeldener Hausärzte sehen Zentrum kritisch
Um den Ärzten den Zusammenschluss schmackhaft zu machen, gibt es für sie finanzielle Anreize und Förderungen. Eigentlich wollte das Land bis 2021 fünf Primärversorgungszentren in Salzburg aufbauen – hier kam aber die Coronakrise dazwischen. In Saalfelden im Pinzgau wird nun das erste Zentrum in Salzburg betrieben – und darüber sind die niedergelassenen Hausärzte nicht glücklich. „So ein Zentrum ist sicher für Gegenden eine gute Sache, wo Ärztemangel herrscht. Aber wir Mediziner in Saalfelden sind gut aufgestellt und gut vernetzt“, sagt Hausarzt Anton Horcicka.
Der Meinung ist auch Kollege Otto Dobretsberger. „Wir sind untereinander sehr gut abgestimmt, koordinieren beispielsweise unsere Urlaube und können so immer für unsere Patienten da sein“, sagt er.
Pauschalen stimmen die Medizinier nachdenklich
Es wirke fast so, als wolle man durch die Errichtung dieses Zentrums die Einzelärzte in der Region herabsetzen, sind sich die Mediziner einig. Auch die zusätzlichen finanziellen Anreize, die die Mediziner in Primärversorgungszentren zugesichert bekommen, stimmen die niedergelassenen Hausärzte nachdenklich. So wird vieles nicht mehr über Einzelabrechnung, sondern über Pauschalen abgedeckt.
So könnte der persönliche Aspekt bei der Patientenbehandlung schnell fehlen, sind sich die Saalfeldener Ärzte sicher. „Es fehlt einfach der persönliche Draht und die Beziehung zum Menschen geht verloren“, sagt Anton Horcicka. „Ich habe Patienten, die schon seit Generationen zu mir kommen, die ich sehr gut kenne. Diese persönliche Ebene ist für die Leute wichtig. Und genau die wird so verloren gehen“, sagt Otto Dobretsberger.
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