Vieles missachtet

Alpinisten forderten Bergrettern alles ab

Tirol
31.08.2021 08:00

Inder in Turnschuhen im Hochgebirge, Deutsche ohne genügend Erfahrung am Klettersteig und Tschechen im Notbiwak in 3100 Metern am Fußstein - das alles garniert mit Schneefall, Eisregen und Nebel! Wie durch ein Wunder konnten Tirols Bergretter und die Besatzung des Polizeihubschraubers am Wochenende alle in Bergnot Geratenen unverletzt ins Tal bringen. Übrig bleibt Kopfschütteln.

Schauplatz Zillertaler Alpen: Am Samstag um 6 Uhr morgens war ein 37-jähriger Tscheche mit einem Kollegen von der Geraer Hütte zu einer Klettertour über den Hüttengrat Richtung Fußstein (3380 Meter) aufgebrochen. Das Wetter verschlechterte sich, gegen 16.30 Uhr steckten die Alpinisten in rund 3100 Metern im Nebel bei Eisregen und Schneefall fest.

„Es herrschten brutalste Wetterverhältnisse, eine Bergung mit dem Hubschrauber war nicht möglich“, sagt Hermann Ungerank, Ortsstellenleiter der Bergrettung St. Jodok. „Wir versuchten, über die leichtere Abstiegsrinne zu den Tschechen zu gelangen, mussten aber abbrechen.“

Die Konsequenz: Die Tschechen wurden telefonisch auf ein Notbiwak auf einem Felsvorsprung vorbereitet. Dafür waren sie freilich nicht ausgerüstet. Die Bergretter aus St. Jodok, unterstützt von den Kollegen aus Gries am Brenner, hielten in der Nacht Kontakt zu den Alpinisten, die die Hoffnung fast aufgegeben hatten.

Am Morgen gelang es den Tschechen dann, unter die Nebelgrenze abzusteigen. Ungerank: „Dabei verloren sie aber ihr Handy, der Kontakt riss ab.“ Zum Glück konnten die Bergretter gegen 16 Uhr den Standort der beiden mit dem Fernglas ausmachen. Der Polizeihubschrauber flog die Männer dann am Tau unverletzt und sicher ins Tal.

Schauplatzwechsel ins Ötztal: Dort wollten Sonntagmittag drei junge Inder in Turnschuhen von Hochoetz über den Knappenweg zur Dortmunder Hütte. „Sie haben die Route aber nicht gefunden und entschieden sich, stattdessen über den anspruchsvollen Oltroggeweg zur Schweinfurter Hütte zu gehen“, sagt Martin Scheiber, Chef der Bergrettung Umhausen. Für 200 Höhenmeter benötigten sie vier (!) Stunden, dann war im Schneetreiben Schluss.

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Zum Glück schlugen sie früh Alarm. Der Polizeihubschrauber flog unsere Einsatzkräfte zu den Indern, dann wurden sie im Heli unverletzt ins Tal gebracht.

Martin Scheiber, Bergrettung Umhausen

Im nahen Kühtai steckten am Sonntag zwei deutsche Brüder (24 und 19 Jahre) am Klettersteig zum Pockkogel fest. „Sie haben im Schnee den Weg nicht gefunden“, sagt Florian Falkner, Chef der Bergrettung Oetz. Oetzer Bergretter brachten die unverletzten Männer hinab nach Kühtai.

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