Nutzer sind sauer

Onlyfans: Pornoverbot „ist ein Schlag ins Gesicht“

Digital
23.08.2021 08:47

Auf der Abo-Plattform Onlyfans gibt es Fitness-Tutorials und Kochkurse, groß gemacht hat das soziale Bezahl-Netzwerk aus Großbritannien aber die Pornografie. In der Pandemie suchten viele Prostituierte und Pornostars angesichts der Kontaktbeschränkungen ihr Heil online, die Nutzerzahlen explodierten. Dass die Plattform nun, um die Gunst von Investoren und Zahlungsabwicklern zu gewinnen, ein Porno-Verbot verhängt, sehen jene Sexarbeiter, die dort ihr Geld verdienen, entsprechend kritisch.

Das erzählen Betroffene der britischen BBC - etwa Tezza Williams aus Birmingham. Der 22-Jährige zahlt mithilfe von Onlyfans seine Kreditraten, hat im letzten Monat 4000 britische Pfund (rund 4660 Euro) mit pornografischem Content auf Onlyfans erwirtschaftet.

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Wenn uns nicht mehr erlaubt wird, explizite Inhalte zu posten, ist das ein Schlag ins Gesicht.

Tezza Williams, Onlyfans-Creator

Jetzt steht er vor einem Problem: „Wenn uns nicht mehr erlaubt wird, explizite Inhalte zu posten, ist das ein Schlag ins Gesicht.“ Er versteht die ganze Aufregung um die Porno-Inhalte auf Onlyfans nicht.

„Es zahlt unseren Lebensunterhalt“
Williams: „Wir machen das gemütlich aus unseren Schlafzimmern, es zahlt unseren Lebensunterhalt, es könnte die Leute von Drogen und von der Straße wegholen.“ Onlyfans sei für viele Leute extrem nützlich, „trotzdem wollen sie jetzt Verbote verhängen, das ist widerlich!“

Auch Liv McClelland (22) aus Birmingham hat ein Problem mit der Porno-Sperre auf Onlyfans. Sie schätze die Sicherheit, die ihr die Plattform biete, sagt sie dem TV-Sender. Ihre Inhalte über das Internet zu verbreiten, statt persönlich in einschlägigen Etablissements zu arbeiten, sei wie ein „Sicherheitsnetz“. Eines, das sie nun verliere.

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Ich mache mir Sorgen um die Leute, die jetzt wieder rausgehen und dieses Zeug persönlich erledigen müssen.

Laura Watson, English Collective of Prostitutes

So geht es laut Laura Watson vom Berufsverband English Collective of Prostitutes vielen Sexarbeiterinnen, die in den letzten Monaten auf Onlyfans aktiv wurden. „Sie brauchen diese Plattformen, um zu überleben. Ich mache mir Sorgen um die Leute, die jetzt wieder rausgehen und dieses Zeug persönlich erledigen müssen.“

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Die Leute haben auch schon Geld mit Pornos verdient, bevor es Onlyfans gab.

Onlyfans-Nutzerin

Andere sogenannte Onlyfans-Creator sehen die Sache lockerer: Eine Nutzerin sagt der BBC, das Pornoverbot, das weltweit für Schlagzeilen sorgte, sei „keine große Sache“. Sie könne ihre Inhalte ja auch anderswo verkaufen. „Die Leute haben auch schon Geld mit Pornos verdient, bevor es Onlyfans gab.“

Freilich: Anderswo sind die Verdienstmöglichkeiten mitunter schlechter. Onlyfans behält 20 Prozent der Abo-Gebühren ein, wenn jemand über die Plattform Content verkauft. Bei anderen Plattformen kann diese Quote höher sein, auch Produktionsfirmen, an denen vorbei Sexarbeiter auf Onlyfans ihre Inhalte direkt verkaufen können, wollen in der Regel ihren Teil vom Kuchen.

Porno-Verbot könnte Zerreißprobe sein
Für die boomende Plattform könnte das Porno-Verbot jedenfalls zur Zerreißprobe werden: Erotik-Inhalte haben die Nutzerzahl während der Pandemie auf 130 Millionen hochschnellen lassen, rund zwei Millionen Menschen verkaufen auf Onlyfans ihre Inhalte. Auch wenn es dort neben Pornografie auch allerlei züchtige Angebote gibt, haben nackte Tatsachen doch erheblich zum Erfolg der Plattform beigetragen und Gründer Tim Stokely ein Vermögen von 102 Millionen Euro beschert.

Wenn im Buhlen um Investoren nun striktere Regeln kommen, könnte dies das explosive Wachstum empfindlich bremsen. Andererseits könnte es der Plattform auch in ihrem Bestreben helfen, ein Stück weit aus der Internet-Schmuddelecke zu gelangen, in die sie sich mit ihrer liberalen Duldung von Pornografie manövriert hat. Zumal es in der Vergangenheit Vorwürfe gab, Onlyfans würde das Alter seiner Nutzer nicht adäquat prüfen und mitunter Minderjährigen den Verkauf expliziter Videos zu gestatten.

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