Brittens „War Requiem“

Die Patchwork-Lösung scheiterte

Salzburg
18.07.2021 22:17

Die Salzburger Festspiele hielten trotz Absage des City of Birmingham Symphony Orchestra am Eröffnungskonzert ihrer „Ouverture spirituelle“ fest. Doch das anspruchsvolle „War Requiem“ war am Sonntagabend für die Einspringer eine Nummer zu groß. Nur phasenweise sprang der Funke aufs Publikum über.

Benjamin Brittens „War Requiem“ mit riesiger Chor- und Orchesterbesetzung ist kein einfaches Unterfangen und keine leichte Kost. Um das Publikum damit rund 90 Minuten lang zu fesseln, muss vieles, um nicht zu sagen alles passen. Wohl deshalb hatten die Salzburger Festspiele dafür ursprünglich das City of Birmingham Symphony Orchestra samt Chor eingeladen - eine Gruppe von Musikern und Sängern, die Werke von Britten quasi mit der Muttermilch aufgesaugt haben.

Als die Briten wegen ihrer Corona-Quarantäne-Bestimmungen kurzfristig absagen mussten, zimmerten die Festspiele unter Zeitdruck eine Patchwork-Lösung zusammen. Als Hauptchor sprang am Sonntagabend der Wiener Singverein ein, instrumental vereinte sich das Gustav Mahler Jugendorchester mit 13 Musikern des ORF-Radio-Symphonieorchesters Wien. Doch dem Großteil der Akteure war das herausfordernde Werk wohl eine Nummer zu groß. Nur phasenweise gelang es der handwerklich vortrefflichen Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla die Klangkörper Chor, Orchester und Solisten über die solide Pflichterfüllung hinaus in inniger Beziehung zu verschmelzen. Es blieb eine „Notlösung“.

Ebenfalls nur selten gelang es dem Hauptchor bei den vielen, vielen Pianissimo-Stellen die Spannung hochzuhalten. Meist freute man sich mehr auf den kleinen Festspiel-Kinderchor, der von den Zuschauerrängen aus mit ätherisch-reinen Klängen betörte. Das Orchester und die Solisten: Gut aber nicht überragend. Lediglich im Fortissimo-Rausch aller Beteiligten sprang der Funke über. Und in den fünf Schlussminuten, als sich doch noch einmal alles in bewegender Klangharmonie verdichtete. Vielleicht hätten die Akteure auch einfach etwas mehr Zeit gebraucht.

Thomas Manhart
Thomas Manhart
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