Bei „Tat“ minderjährig

Demo-Teilnehmer in Saudi-Arabien hingerichtet

Ausland
16.06.2021 17:40

Eigentlich ist in Saudi-Arabien die Todesstrafe für zum Tatzeitpunkt Minderjährige abgeschafft worden - doch das hinderte das Königreich nicht daran, einen jungen Mann zu hinzurichten, der gerade einmal 17 Jahre war, als er seine „Verbrechen“ begangen haben soll. Mustafa Hashem al-Darwish hatte sich zuschulden kommen lassen, 2015 bei Demonstrationen mitgemacht zu haben - das kostete dem nun 26-Jährigen das Leben.

Vor sieben Jahren wurde der damalige Teenager verhaftet - die Anklage warf ihm unter anderem „Störung der Sicherheit durch Aufruhr“ und „Säen von Zwietracht“ vor. Ein Geständnis des jungen Mannes hatte dieser widerrufen - laut Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International sei das Schuldeingeständnis mit Foltermethoden erzwungen worden, berichtete der Sender BBC. Sie kritisierten das drakonische Urteil gegen al-Darwish scharf.

Behörden nannten nicht einmal genauen Tatzeitpunkt
Zu den Beweisen gegen ihn gehörte ein Bild, das „die Sicherheitskräfte beleidigt“, und seine Teilnahme an mehr als zehn „Aufruhr“-Versammlungen in den Jahren 2011 und 2012. Die Behörden warfen ihm außerdem einen Mordversuch an einem Sicherheitsbeamten vor - in den Gerichtsakten wurde jedoch nicht einmal das genaue Datum angegeben, wann der Beschuldigte die Taten begangen haben soll.

„Tod am lebendigen Leib für die ganze Familie"
„Wie können sie einen Jungen wegen eines Fotos auf seinem Handy hinrichten?“, fragte seine Familie in einer Erklärung, die von der Organisation Reprieve veröffentlicht wurde. „Seit seiner Verhaftung kennen wir nichts als Schmerz. Es ist ein Tod am lebendigen Leib für die ganze Familie.“

Doch das Königreich ließ sich nicht erweichen: Wie das saudi-arabische Innenministerium bekannt gab, wurde al-Darwish nun in Dammam, einer Stadt in der ölreichen Ostprovinz, hingerichtet.

Neues Gesetz wurde bei Hingerichteten nicht angewandt
Letztes Jahr hatte Saudi-Arabien erklärt, es wolle keine Häftlinge mehr hinrichten, die zum Tatzeitpunkt minderjährig waren. Dieses Dekret sollte eigentlich auf rückwirkend für diejenigen gelten, die auf ihre Hinrichtungen warten. Amnesty International und Reprieve kritisierten, dass al-Darwischs Fall nach dem neuen Gesetz hätte überprüft werden müssen.

Die saudi-arabische Menschenrechtskommission hatte angegeben, das Königreich habe die Zahl der Menschen, die es zum Tode verurteilt, im Jahr 2020 „drastisch“ reduziert. Laut Reprieve habe Saudi-Arabien in der ersten Hälfte des Jahres 2021 die gleiche Anzahl von Menschen hingerichtet hat wie im gesamten Jahr 2020.

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