Entsetzliche, grauenhafte Vorstellung. Gefangen im eigenen Zuhause. Home-Häftling auf Coronesisch. Nicht hinausdürfen.
Seine vier Wände anstarren. Auf und ab tigern. Fernsehen bis zum Verblöden. Mörderische Familienstreits. Die brüllenden Kids anbrüllen.
Die Fenster aufreißen. Sich hinauslehnen. Das schöne Wetter verfluchen. Wenn’s wenigstens wascheln würde. Stürmen. Schneien. Alles - bloß nicht diese Sonne, dieser Frühling, diese laue Luft.
24 Stunden Ausgangssperre! Entsetzliche, grauenhafte Vorstellung. Allerdings - nur Vorstellung.
Denn: Ich darf meine Wohnung jederzeit ungestraft verlassen. Niemand verbietet es mir. Alles ist total geregelt zu meinen Gunsten. Die Politiker haben ein Einsehen mit mir. Sie sind halt doch die Besten.
Also: Ich darf Lebensmittel einkaufen gehen.
Ich darf mich zur Arbeit verfügen.
Ich darf aus dem Haus oder der Wohnung sofort ungestraft fliehen, wenn es brennt oder die Erde bebt.
Ich darf mit meinem Hund Gassi gehen.
Aber das Beste zum Schluss: Wer keinen Hunger hat, arbeitslos ist, nicht vor Feuer und Erdbeben fliehen muss und keinen Hund besitzt (selber schuld), der darf sein privates Gefängnis jederzeit verlassen, um frische Luft zu schöpfen.
Wozu dann die ganze Ausgangssperre?
Das, liebe Leser, weiß ich auch nicht!
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