Warndienst informiert

Pollen: Das erwartet die Allergiker in Tirol

Tirol
30.03.2021 15:00

Das schöne Wetter lässt die Natur aufblühen - und Allergiker leiden. Über die Belastung gibt das Team des Tiroler Pollenwarndienstes Auskunft. Einige Aspekte sprechen für eine eher milde Pollensaison. Die Prognosen für die kommenden Jahre sind weniger rosig.

Moderat! So kann man die bisherige Pollenbelastung im heurigen Jahr in Tirol beschreiben. „Die ersten regelmäßigen Vorkommen von Erlenpollen verzeichneten wir in Innsbruck am 3. Februar – deutlich später als im Vorjahr“, wirft Laurent Marquer vom Institut für Botanik an der Uni Innsbruck einen Blick zurück. Der Blick nach vorne verspricht aufgrund der warmen Witterung steigende Belastung.

Muster erstmals seit Langem unterbrochen
Doch auch die könnte geringer ausfallen als zuletzt. Das Ende der Blütezeit für Erle und Hasel naht. Die aggressiven Birkenpollen stehen in den Startlöchern. Sie könnten heuer gnädig sein. „Das Muster mit abwechselnd starken und schwachen Saisonen hat die Birke mit zwei intensiveren Jahren 2019 und 2020 seit Langem das erste Mal wieder unterbrochen. Für heuer ist damit eine eher mildere Saison in ganz Österreich zu erwarten“, hat Uwe Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes, gute Nachrichten.

Über das Online-Informationsportal des österreichischen Pollenwarndienstes können Allergiker aktuelle Prognosen abrufen. Der Palynologe (Pollenanalytiker) Marquer leitet seit Kurzem den Pollenwarndienst Tirol und speist mit seinem Mini-Team das Portal regelmäßig mit regionalen Daten. Dort erhalten Allergiker auch Tipps für eine möglichst stressfreie Pollensaison.

„Neue Allergene, die es früher bei uns nicht gab“
Die wird tendenziell immer länger und belastender. Darauf weisen zahlreiche Studien hin. „Wir sind heute beinahe das ganze Jahr über mit Allergenen konfrontiert, die zum Teil vor einigen Jahren noch gar nicht als Allergie-Auslöser bekannt waren oder sich bei uns erst ausgebreitet haben“, erklärt Erika Jensen-Jarolim, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI).

Auch in Tirol sei eine Zunahme über die Jahre zu beobachten, bestätigt Marquer und nennt als ein Beispiel die Beifußblättrige Ambrosie, die vor 100 Jahren bei uns noch kein Thema war: „Bedingt durch die Klimaänderung breitet sie sich heute relativ schnell an Verkehrswegen aus. In Imst und Haiming tritt sie bereits großflächig auf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihr Areal noch weiter vergrößert.“ Innsbrucker Forscher haben gemeinsam mit Kollegen aus München nachgewiesen, dass die aggressiven Ambrosia-Pollen durch Stickstoffoxide in Abgasen noch verstärkt werden.

Pflanzen-Einwanderer sorgen für Belastung
Marquer kann zahlreiche Pflanzen-Einwanderer (Neophyten) aufzählen, die zum Problem werden könnten. Zum Beispiel der Götterbaum. Der schöne Name täuscht: „Noch tritt der Götterbaum in Tirol nur punktuell im Oberland auf. Aber er stellt ein neues, potenzielles Allergen dar“, erläutert der Pollenjäger und ergänzt seine Aufzählung um hochallergene Gräser, deren Zahl ebenfalls stetig wächst: „In den vergangenen Jahrzehnten sind in Tirol zehn neue Arten eingewandert.“

Es wird also immer enger für Allergiker. Pollenarme Regionen werden weniger, die Zahl der Allergene mehr. Und alles deutet darauf hin, dass die pollenfreie Zeit auch aufgrund der Klimaerwärmung immer kürzer wird. Was das genau für Tirol bedeutet, untersucht Marquers Team in einem aktuellen Forschungsprojekt.

Tiroler Pollenwarndienst seit 1977
Der Pollenwarndienst für Tirol wurde im Frühjahr 1977 in Betrieb genommen. Damals hatte Tirol die erste und einzige Pollenfalle Österreichs, mit der die Pollenkonzentration in der Luft gemessen wird. Heute können die Wissenschafter auf Daten aus sieben Fallen in ganz Tirol zurückgreifen: Innsbruck, Zams, Lienz, Reutte, Wörgl, Obergurgl und Galtür. Am Institut für Botanik in Innsbruck sind alle täglichen Pollenproben der vergangenen rund 45 Jahre archiviert.

Die Aufgabe des Archives besteht darin, die mikroskopischen Präparate für zukünftige Pollenanalysen und Quantifizierungen anderer sich in der Luft befindender Partikel zur Verfügung zu haben. In einem laufenden Projekt wollen die Forscher rund um Laurent Marquer aufzeigen, wie sich die Pollenkonzentrationen in der Luft im Laufe der Zeit verändert haben und in welchem Zusammenhang diese Veränderungen möglicherweise mit dem Klimawandel stehen.

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