Wegen Testpflicht

„In Friseurbranche entstehen Tupperware-Partys“

Österreich
12.02.2021 18:00

Die Friseure, die Kosmetikerinnen und die Fußpflegerinnen haben seit fünf Tagen wieder offen und dürfen arbeiten. Allerdings nur mit Eintrittstests: 48 Stunden darf der maximal alt sein, dann darf man Haare schneiden. Bei Hausbesuchen ist kein Test nötig. Kostenlos getestet wird in Teststraßen und Apotheken, nicht aber in Arztpraxen. Woran es bei diesem System hakt, besprechen der Vizepräsident der Niederösterreichischen Ärztekammer, Dr. Dietmar Baumgartner, und der Bundesinnungsmeister der Friseure, Wolfgang Eder, diese Woche bei „Moment Mal“ mit Damita Pressl.

„Die Nachfrage war natürlich entsprechend groß“, erzählt Eder, wenngleich die Bedingungen ungewöhnlich gewesen seien. Auch Absagen hätte es aber gegeben, besonders am Land, bis zu 60 oder 70 Prozent, schätzt Eder. Die Menschen hätten sich Termine ausgemacht, als noch unklar war, welche Regelung kommen würde - mit Testpflicht wollten viele dann aber doch lieber nicht in den Salon.

Die Alternative ist der Heimfriseur. Nur 60 Prozent der österreichischen Bevölkerung gehen in den Salon, sagt Eder, „der Rest wird zu Hause bedient. Dass da keine Tests vorgeschrieben werden, ist die große Ungerechtigkeit“ - nicht nur für die Friseure, sondern auch für Teile der Bevölkerung, die eventuell weniger mobil sind, gibt Eder zu bedenken. Und die Ungerechtigkeit hat einen gefährlichen Trend gestartet: „Es finden jetzt immer mehr Tupperware-Partys auf Friseurbranchenseite statt, wo sich Leute zusammentun und eine Friseurin holen. Das ist eine Ungleichbehandlung und kann auch nicht im Sinne einer Pandemiebekämpfung sein.“

Ein Stadt-Land-Gefälle gibt es auch beim Testen, sagt Baumgartner und fordert kostenlose Tests auch für Arztpraxen. Im Waldviertel etwa, so Baumgartner, einer dünn besiedelten Gegend mit kleinen Ortschaften, könne der Weg in die nächste Apotheke schon einmal einige Kilometer betragen. Anfang der Woche, erzählt der Arzt, hätten die Wartezeiten bei der Teststraße in Zwettl bis zu zwei Stunden betragen. Bereits die 240 Hausapotheken in Niederösterreich wären ein erster Schritt, um das Angebot an kostenlosen Teststellen zu erhöhen, plädiert Baumgartner für eine Förderung des Bundes. Die Ärztekammer ist mit dem Gesundheitsministerium im Gespräch, die Verhandlungen laufen: „Ich kann darüber derzeit keine Auskunft geben.“ Das Land Tirol etwa teste bereits auch in Arztpraxen kostenlos und durch das Bundesland gefördert.

Ideal, so Eder, wären Tests in den Salons. Diese könnten eingeschulte Mitarbeiter durchführen. Da gibt Baumgartner aber zu bedenken: „Die Fehlerquellen bei den Tests liegen vor allem in der Abnahmetechnik.“ Da brauche es schon medizinisches Können. Aber: „Es gehen langsam die Sanitäter aus - wir haben inzwischen große Personalmängel“, warnt Baumgartner. Das bestätigt der Arbeitersamariterbund in Wien: Man habe viel Personal eingestellt, suche aber immer noch, sagt Chefärztin Susanne Drapalik in einem Statement.

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