Blick zurück

Melzer über eine erfolgreiche Saison und Thomas Muster

Sport
22.10.2010 10:22
Die Wandlung des soliden Top-30-Spielers zum absoluten Weltklassemann hätte Jürgen Melzer vor einem Jahr selbst nicht wirklich für möglich gehalten. Nun kehrt der Niederösterreicher als festes Mitglied der Top 15 zum Startpunkt seines Erfolgslaufs, der Bank-Austria-Trophy (ab 23. Oktober) in Wien, zurück. Im Interview blickt er auf die sensationelle Saison zurück, plaudert über die Wahl zum Sportler des Jahres und zollt Thomas Muster seinen Respekt.

Ein Jahr danach der Blick zurück: Erscheint es Ihnen selbst manchmal surreal, welche Erfolge Sie seither gefeiert haben?
Jürgen Melzer: "Ja, schon. Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, dass es so läuft, hätte ich das unterschrieben und es wahrscheinlich nicht glauben können. In dem Jahr wächst du einfach mit den Herausforderungen und den Erlebnissen und wie es sich entwickelt hat. Jetzt ist man irgendwie in dem Ganzen drinnen und es ist irgendwie - nicht normal - aber man fühlt sich dazugehörig zu den Top 15."

Sie kommen als Topstar nach Wien zurück. Mit welchem Gefühl gehen Sie in das Stadthallenturnier?
Melzer: "Klar hat man den Druck, der normal ist, wenn man zu Hause spielt, aber mit so einer Saison im Rücken spielt es sich dann auch leichter. Ich freue mich, wenn ich mich vor heimischem Publikum, hoffentlich vor einer ausverkauften Halle, präsentieren kann und möchte den Leuten etwas bieten."

Sie sind unter den letzten fünf Nominierten und gelten als Favorit für die Wahl zum Sportler des Jahres. Macht Sie das stolz?
Melzer: "Das ist natürlich was. Wenn du Sportler des Jahres wirst, das ist für immer, das kannst du deinen Kindern erzählen. Ich hoffe natürlich, dass ich es werde. Entschieden ist es ja schon, glaube ich, es ist nur unter guter Versiegelung."

Es wäre wohl für Sie auch eine tolle Geschichte, wenn Sie ein Jahr nach Ihrer Freundin Mirna Jukic selbst diese Ehrung erhalten.
Melzer: "Keine Frage, dass ich quasi ihre Nachfolge antreten würde. Es wäre nicht ganz so, weil ich ja doch das andere Geschlecht bin. Es wäre etwas Wunderschönes und würde mir auch sehr, sehr viel bedeuten."

Wie sehr glauben Sie selbst noch an die Qualifikation für das ATP-World-Tour-Finale?
Melzer: "Ich habe 900 Punkte Rückstand auf den Achten und man muss auch so realistisch sein und sagen: Da muss schon so viel passieren. Realistischer ist es, zu versuchen, irgendwie den Zehnten vielleicht einzuholen und dann zu hoffen, dass einer oder auch ein Zweiter absagt. Jetzt mit London zu rechnen, dafür bin ich zu weit weg."

Nach einem Jahr, in dem Sie so viel gespielt haben wie nie zuvor - wie geht's Ihnen körperlich und vom Kopf her? Sind Sie noch hungrig oder froh, wenn es vorbei ist?
Melzer: "Natürlich freut man sich aufs Saisonende. Da würde ich jetzt lügen, wenn ich sage, ich bin so frisch wie am Anfang. Ich habe sehr viele Matches gespielt. Es gibt, glaube ich, nicht viele, die mehr gespielt haben als ich. Dass da das eine oder andere Wehwehchen dazukommt, ist auch normal. Meine Schulter ist nicht mehr die frischeste, mein Ellbogen tut ein bisschen weh, aber das sind Dinge, mit denen muss man leben."

Die ATP überlegt jetzt, die Saison um einige Wochen zu verkürzen. Würden Sie das begrüßen?
Melzer: "Keine Frage. Wir sind jetzt gerade am Diskutieren. Das Problem ist halt, 2011 und 2012 kann noch nicht wirklich viel gemacht werden, das heißt wir sprechen über 2013. Dort wäre der erste gröbere Einschnitt möglich."

Das wird für Sie vielleicht schon ein bisserl eng.
Melzer: "Na ja, 2013 werde ich sicher noch spielen, aber ich finde es auch gut für die Generationen danach. Einfach etwas zu machen, um die ein bisschen zu schützen."

Müsste man auch etwas am System für die Jungen ändern? Eine Online-Plattform hat vor kurzem herausgefunden, dass es in den Top 100 keinen einzigen Teenager gibt. Wird es für die Jungen immer schwieriger?
Melzer: "Oder es sind die in den Top 100 so stark, dass man einfach seine Erfahrungen sammeln muss, um mit denen mithalten zu können. Man kann es ja auch mal so sagen."

Aber es wird schon immer schwieriger, sich hinaufzuarbeiten.
Melzer: "Die Grenzen sind immer noch für alle gleich. Es ist ja immer noch möglich. Für einen Challenger gibt es noch ordentlich viele Punkte, vor allem für die großen. Man kann es von beiden Seiten sehen, im Endeffekt setzten sich immer noch die durch, die es sich auch verdient haben."

Was sagen Sie dazu, dass Thomas Muster im Hauptbewerb der BA-Trophy spielt?
Melzer: "Man wird sehen, wie er sich tut. Ich finde es leiwand, dass er sich die Herausforderung sucht."

Auch wenn zum Beispiel ein Haider-Maurer keine Wildcard erhalten würde?
Melzer: "Das wäre natürlich nicht leiwand, wenn er durch die Finger schaut. Ich hoffe natürlich, dass er noch die dritte (noch offene Wildcard, Anm.) bekommt."

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