Tagtäglich müssen unter der Woche nicht nur in Österreich Negativrekorde bei den Neuinfektionen verzeichnet werden. Beim EU-Gipfel sprachen die Staats- und Regierungschefs davon, dass Europa „mitten in der zweiten Welle“ stecke, in Österreich wurde mit Kuchl nach Monaten wieder eine Ortschaft unter Quarantäne gestellt. Bevor am Montag im Rahmen einer Videokonferenz zwischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und den Länderchefs weitere, möglicherweise bundesweite Maßnahmen diskutiert werden, appellierte dieser an die Österreicher, einen „Beitrag zu leisten“: „Wir müssen unsere Kontakte reduzieren!“
Die Besorgnis angesichts der steigenden Zahlen nimmt zu, und nicht nur Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel („Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort“), auch die österreichische Regierung stimmt das Land offenbar auf eine Art sozialen Lockdown ein. Am Samstag veröffentlichte Bundeskanzler Kurz einen Appell auf seiner Facebook-Seite, wonach „wir alle“ in Österreich „jetzt einen Beitrag leisten“ müssten, um die steigenden Infektionszahlen zu bremsen.
In ganz Europa würde sich die Lage verschlechtern, es würde sich auch die Zahl der Bundesländer in Österreich mit stark steigenden Neuinfektionszahlen erhöhen. „Um hier gegenzuwirken, müssen wir unsere Kontakte reduzieren und uns noch stärker an die Hygienevorschriften halten“, rief Kurz die Österreicher auf.
„Reduzierung der persönlichen Kontakte muss oberste Prämisse sein“
ÖVP-Innenminister Karl Nehammer schlug in dieselbe Kerbe. In einer Aussendung sagte er, die Zahl der Neuinfektionen der vergangenen 24 Stunden sei „ein Alarmsignal“. „Eigenverantwortung und Rücksicht auf seine Mitmenschen durch Reduktion der persönlichen Kontakte - das muss jetzt unsere oberste Prämisse sein“, wird der Minister zitiert.
Zudem teilte Nehammer mit, dass man in der Nacht auf Samstag österreichweit 3107 Sperrstunden-Kontrollen durchgeführt habe. 973 Polizisten seien mit sechs Mitarbeitern von Bezirksverwaltungsbehörden im Einsatz gewesen, 41 Anzeigen seien erstattet worden.
„Corona-Ansteckungen vermehrt im privaten Bereich“
Bereits am Vortag hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betont, dass sich die Ansteckungen „immer stärker in den privaten Bereich, hin zu kleinen Feiern und Partys, zu kleinen Veranstaltungen und in Familien“ entwickelten. Anschober gab sich dennoch zuversichtlich, dass sich die nun getroffenen regionalen Zusatzmaßnahmen positiv auswirken werden: „Wenn es uns gelingt, die Peaks in diesen Regionen abzufangen und zu verringern, dann ist das bereits der halbe Erfolg für die Entwicklung in Österreich.“
Wir benötigen wieder eine Team-Stimmung in der Bevölkerung wie im Frühling. Die Pandemie ist kein Tsunami, dem wir wehrlos ausgesetzt wären.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober
Bund-Länder-Konferenz soll richtige Maßnahmen setzen
Die Videokonferenz am Montag soll dazu dienen, „dass wir gemeinsam die nächsten Schritte besprechen und die richtigen Maßnahmen im Bund und in den Ländern setzen“, wurde Bundeskanzler Kurz am Freitag zitiert. Er betonte, dass man nur durch die Reduktion von sozialen Kontakten den Anstieg der Infektionszahlen stoppen könne. „Ab einem gewissen Ansteckungslevel“ würde nämlich das Contact Tracing nicht mehr funktionieren. Mit Verschärfungen wolle man einen „Lockdown-ähnlichen Zustand“ verhindern.
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