08.10.2020 17:07 |

Klagen werden geprüft

Commerzialbank-Skandal: 870 Mio. Euro an Schulden

Ein düsteres Bild zeichnen die Masseverwalter der Commerzialbank: Die Gläubigerforderungen sind hoch, die Aktiva gering. Viel Geld existierte nur am Papier und die tatsächlichen Kredite sind weitgehend notleidend, ergo uneinbringlich. Die Zeche könnten jetzt Bund und Land Burgenland zahlen müssen - gegen beide stehen Klagen im Raum.

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Es sind für einen Normalbürger kaum vorstellbare Beträge, über die bei der zweiten Gläubigerausschusssitzung am Landesgericht in Eisenstadt gesprochen wurde: Unglaubliche 870 Millionen Euro Schulden hat die „kleine“ Regionalbank. 812 Millionen Euro betragen die Forderungen der 373 Gläubiger, allein die Einlagensicherung will 488 Millionen Euro.

Außerdem gab es weitere Einblicke, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Rund 20 Millionen Euro echten Verlust pro Jahr habe die Commerzialbank aus dem laufenden Geschäft erzielt, teilten die Masseverwalter Gerwald Holper und Michael Lentsch von Kosch & Partner Rechtsanwälte bei der Sitzung mit.

Von 99 Millionen fehlt jede Spur
Zusätzlich wurden seit 2010 insgesamt 156 Millionen Euro bar oder mit Scheck ohne Rechtsgrundlage „aus der Bank getragen“. 57 Millionen flossen in den SV Mattersburg, in einen Gastronomiebetrieb und in fiktive Kredite. Von 99 Millionen fehlt jede Spur.

Hinzu kommt, dass bei den Büchern der Bank „kreativ“ vorgegangen wurde: Fast 690 Millionen Euro gibt es nur auf dem Papier. Und bei den wirklich existierenden Krediten arbeitete die Bank wenig effizient. 40 Prozent der Geschäftskredite sind notleidend - also uneinbringlich. Für die Gläubiger bleibt da kaum Hoffnung, wieder an ihr Geld zu kommen. 163 Millionen Euro konnten die Masseverwalter zusammenkratzen. Viel zu wenig, um alle zu bedienen.

Klage gegen Land und Republik werden geprüft
Deswegen wird jetzt versucht, über den Rechtsweg an mehr Geld zu kommen. Eine Klage gegen den Abschlussprüfer der Bank, die TPA Wirtschaftsprüfung GmbH, wurde bereits eingebracht. Insgesamt werden 20 Millionen Euro gefordert. Weiters prüfen die Masseverwalter auch eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich. Begründet wird diese mit dem Versagen der Aufsichtsbehörden trotz vorhandener Whistleblower-Hinweise.

Doch auch das Burgenland könnte sich mit Schadenersatzansprüchen konfrontiert sehen. Schließlich hatte das Land die Aufsichtspflicht über jene Genossenschaft, welche Mehrheitsaktionär des Kreditinstituts war. Die Masseverwalter prüfen, auch alle anderen Aufsichtsorgane der Skandal-Bank zur Verantwortung zu ziehen.

Christoph Miehl, Kronen Zeitung

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