11.08.2020 06:30 |

Frühwarnsystem

Corona-Analyse in 43 Tiroler Kläranlagen geplant

Bekanntlich lassen sich Coronaviren im Abwasser nachweisen. Ab September soll das System auf ganz Tirol ausgeweitet werden. Mit Proben aus 43 Kläranlagen lassen sich 99 Prozent der Bevölkerung erfassen. Infektionen sind dort sichtbar, obwohl Personen noch keine Symptome zeigen. Das verschafft den Behörden wertvolle Zeit.

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Bisher läuft es so ab: Eine Person wird positiv auf das Coronavirus getestet. Die Behörden beleuchten das Umfeld und stellen immer mehr Infektionen fest. Plötzlich steht man vor einem Cluster, in dem sich bereits hundert Personen angesteckt haben - so geschehen in St. Wolfgang. Das Virus breitet sich bei gutem Umfeld sehr schnell aus. Die Behörden haben große Mühe, die Verbreitung zu stoppen.

Corona-Signal im Abwasser sieben Tage vor positivem Test
In Zukunft könnte das nun von der Tiroler Landesregierung beschlossene und vorerst mit 40.000 Euro dotierte Abwasser-Monitoring den Behörden wichtige Zeit verschaffen. Denn das, was die Menschen ausscheiden, birgt wertvolle Informationen. „Wenn irgendwo ein Cluster entsteht, dann können wir das im Abwasser fünf bis sieben Tage früher als mit normalen Testmethoden erkennen“, erklärt Herbert Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin an der Medizin-Uni Innsbruck. Dort werden die Proben im Labor untersucht.

Erste Ergebnisse aus sechs Kläranlagen
In sechs Kläranlagen (Innsbruck, Mühlbachl, Hall-Fritzens, Strass, Kitzbühel und Kufstein) wird das System bereits erprobt - in Innsbruck und Mühlbachl sogar mit täglichen Tests. „Die kleine Welle, die es zuletzt in Innsbruck gab, haben wir dort kommen gesehen“, sagt Oberacher und ergänzt, dass mit dieser Methode ein Infizierter unter mehr als 10.000 Personen ausgemacht werden könne. Doch das System hat auch eine Schwäche: Nur jeder zweite Virusträger scheidet auch Viren aus. Es gehe nicht darum, einzelne Personen zu identifizieren, sagt Elmar Rizzoli vom Corona-Einsatzstab, „sondern um das rasche Erkennen von entstehenden Clustern“.

„Wichtige Ergänzung zu den behördlichen Testreihen“
Ab September soll die Abwasser-Analyse flächendeckend ausgerollt und 43 Kläranlagen laufend kontrolliert werden. Gesundheits-LR Bernhard Tilg sieht darin „eine wichtige Ergänzung zu den behördlichen Testreihen“. LH Günther Platter spricht davon, dass der Herbst eine fordernde Zeit werde: „Wir müssen alles tun, um einen Lockdown zu verhindern.“ Dass die Infektionszahlen steigen werden, daran zweifelt niemand. Das Ziel: Die Welle klein halten. Mit der Abwasser-Analyse könne ein guter Überblick gewonnen werden, unterstreicht Mikrobiologin Cornelia Lass-Flörl den Nutzen.

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