"Unser Traum stirbt"
Massenproteste der Erzkonservativen gegen Obama
Den Veranstaltern der Kundgebungen in Sacramento, Washington und St. Louis zufolge sollte mit den Kundgebungen das Gefühl der Eintracht heraufbeschworen werden, das unter den Amerikanern nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 herrschte.
Die USA hätten den Respekt der Welt verloren und seien pleite, sagte der republikanische Kongressabgeordnete Mike Pence bei der Kundgebung in Washington. "Der amerikanische Traum stirbt und unser soziales und kulturelles Gefüge zerfällt." Die Tea-Party-Bewegung hat angesichts einer Arbeitslosenquote von knapp zehn Prozent und dem größten Abschwung seit der Großen Depression in den 1930er-Jahren derzeit gute Aussichten, zumindest im Repräsentantenhaus die Mehrheit zu erobern.
Kerzenwache gegen Intoleranz
Während die Tea-Party gegen Barack Obama weiterhin Stimmung macht, ärgern sich viele Amerikaner über die Intoleranz der Konservativen. So kamen am Vorabend des 11. September in New York Tausende Menschen zu einer Kerzenwache in der Nähe des Ground Zero zusammen. Sie wollen nicht nur der Opfer der Anschläge gedenken, sondern auch gleichzeitig ein Zeichen gegen die wachsende Intoleranz gegenüber Muslimen in den USA setzen, so eine Teilnehmerin. "Ich bin für Toleranz und Religionsfreiheit", erklärt eine New Yorker Geschichtsprofessorin ihre Teilnahme an der Kerzenwache. "Intoleranz spielt nur Al Kaida in die Hand", sagt Rosalyn Baxandale der Nachrichtenagentur dpa. Derweil unterhielten sich Polizisten in Zivil gut gelaunt mit den Demonstranten, verteilten Kinder Lichter, hielt eine Nonne ein Holzkreuz in der Hand.
Geplanter Moschee-Bau polarisiert
Auch Teilnehmerin Lisa Smith ist über die konservative Tea Party und die Republikanerin Sarah Palin verärgert, die mit ihren Äußerungen gegen die geplante Moschee "nur Hass geschürt" hätten. "Verrückte Politiker in Alaska wollen uns unsere Stadtplanung vorschreiben", so Smith. Dabei hätten die Behörden die Baupläne schon vor Monaten genehmigt. Die Diskussion um den Moschee-Bau in der Nähe des Ground Zero, wo vor neun Jahren Terroristen die berühmten Zwillingstürme zum Einsturz brachten, spaltet das Land (siehe Infobox).
Eine ältere Muslima mit Kopftuch, die nach eigenen Angaben vor 27 Jahren wegen der Religionsfreiheit aus Indien in die USA gekommen war, warnte vor "zu vielen Missverständnissen". "Wir müssen uns zusammensetzen, miteinander reden, uns verstehen lernen." Genau dazu könnte das neue Kulturzentrum der muslimischen Gemeinde von Imam Feisal Abdul Rauf dienen, sagte sie. "Wir wohnen nur einen guten Kilometer von hier entfernt", sagt Arthur Wasserman, US-Veteran des Zweiten Weltkrieges. "Wir haben die Tragödie von 9/11 erlebt, die Trauer, die Tränen." Gerade deshalb müsse die Moschee im Schatten von Ground Zero entstehen. "Wir sind Amerika. Wir stehen für Religionsfreiheit."
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