9/11-Jahrestag
Islamfeindliche Aktion überschattet US-Gedenken
"Es war keine Religion, die uns an diesem Septembertag angegriffen hat. Es war Al Kaida, eine jämmerliche Bande von Männern, die Religion pervertiert", sagte Obama bei der Veranstaltung, die im US-Verteidigungsministerium stattfand. Obama appellierte eindringlich an die Nation, die amerikanischen Werte und Ideale lebendig zu halten. Dazu gehöre auch religiöse Toleranz. Obama versicherte den Angehörigen der Toten: "Eure Lieben werden im Herzen unserer Nation bleiben, jetzt und für immer." Die beste Weise, die Opfer zu ehren, sei es, sich an den Werten zu orientieren, die Amerika definierten. Das Land dürfe sich nicht teilen lassen. Am Pentagon waren vor neun Jahren 184 unschuldige Menschen ums Leben gekommen, als Terroristen ein Flugzeug ins Gebäude steuerten.
In New York läuteten um 8.46 Uhr Ortszeit (14.46 MESZ) überall die Kirchenglocken. Genau um diese Zeit war vor neun Jahren das erste von Terroristen entführte Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers gerast. Bei der Gedenkveranstaltung in der Millionenmetropole lasen Familienmitglieder die Namen der 2.752 Opfer vor, die in den Trümmern der Zwillingstürme ihr Leben verloren hatten. Viele hielten Bilder und Rosen in den Händen und erinnerten sich unter Tränen an ihre geliebten Menschen. An der Zeremonie nahmen US-Vizepräsident Joe Biden und Bürgermeister Michael Bloomberg teil.
Debatte um wachsende Anti-Islam-Stimmung
Der neunte Jahrestag der Anschläge war schon im Vorfeld von Debatten um eine wachsende anti-islamische Stimmung in den USA geprägt worden. Insbesondere die von dem radikalen Pastor Terry Jones angekündigte Verbrennung von rund 200 Koranen auf dem Gelände seiner winzigen Gemeinde in Florida hatte weltweit Empörung ausgelöst.
Nach mehrdeutigen und widersprüchlichen Äußerungen über seine Pläne sagte Jones die Veranstaltung am Samstag endgültig ab. "Wir werden den Koran definitiv nicht verbrennen. Heute nicht, niemals", sagte der Fanatiker dem Fernsehsender NBC. "Ich kann das absolut garantieren." Zuvor hatten unter anderem US-Präsident Obama, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, islamische Führer und die Vereinten Nationen den Pastor und seine knapp 50 Gemeindemitglieder zum Verzicht auf die Aktion aufgerufen.
Umstrittener Pastor reiste nach New York
Zuvor hatte der Pastor noch einmal in New York für Aufsehen gesorgt, wo er am Freitagabend überraschend eintraf. Bei seiner Ankunft am Flughafen sei es zu einem beispiellosen Polizeieinsatz gekommen, berichtete der Fernsehsender ABC. New Yorks Polizeichef Raymond Kelly sagte dem Fernsender CNN, man werde Jones, der bis Montag in New York bleiben wolle, auf Schritt und Tritt beobachten. Als Begründung gab er an, die Polizei sei besorgt um die Sicherheit des Pastors.
Jones hatte angekündigt, er wolle sich in New York mit dem für das Projekt zuständigen Imam Feisal Abdul Rauf treffen. Dieser solle ihm bestätigen, dass die Moschee an einem anderen Ort gebaut werde. Jones hatte seinen Verzicht der Koran-Verbrennung mit einer entsprechenden Vereinbarung begründet. Der Imam hatte dagegen entschieden bestritten, sich mit dem Pastor geeinigt zu haben.
Moscheebau ruft Kritiker und Befürworter auf den Plan
Im Streit über den umstrittenen Bau einer Moschee in der Nähe von Ground Zero in New York hatten sowohl Befürworter als auch Gegner Tausende Anhänger mobilisiert. Ein starkes Polizeiaufgebot sorgte allerdings dafür, dass die Demonstrationen der streitenden Parteien mehrere Blocks voneinander entfernt Aufstellung nahmen.
"Trauer ist kein Grund für Krieg und Bigotterie" stand auf den Plakaten der Demonstranten des "International Action Centers", die sich am Broadway neben dem Rathaus versammelt hatten. "Lass doch die Muslime ihre Moschee bauen. Sie dafür verantwortlich zu machen, was am 11. September passiert ist, ist lächerlich", meinte eine Teilnehmerin.
Zahlreicher vertreten waren die Moschee-Gegner mit den beiden Organisationen "Freedom Defence Initiative" und "Stop Islamization of America". Sie skandierten "Keine Moschee" und schwenkten patriotische Sternenbanner. "Wir sind für die Religionsfreiheit, aber hier geht es um Sensibilität für die Familien der Opfer vom 11. September", sagte Gegner Robert Torres der Nachrichtenagentur dpa.
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