Studie aus Wuhan

Covid-19-Patienten vermutlich längerfristig immun

Wissenschaft
21.07.2020 09:43

Gute Nachrichten für jene Menschen, die eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus schon überstanden haben: Einer Studie aus Wuhan zufolge bilden Patienten in den meisten Fällen dauerhaft so viele Antikörper, dass eine erneute Infektion mit dem Virus vermutlich abgewehrt werden kann. Bei vier von fünf Patienten konnten sechs Monate nach der Erkrankung noch aktive Antikörper nachgewiesen werden.

In der bislang unveröffentlichten Studie wurden 327 Covid-19-Patienten aus Wuhan untersucht - diese gehören zu den weltweit ersten Menschen, die sich mit dem Erreger infiziert hatten. Bei mehr als 80 Prozent von ihnen konnten noch biologisch aktive Antikörper nachgewiesen worden, die fähig seien, das Virus unschädlich zu machen, erklärte der Virologe Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen in den nächsten Tagen einem Fachmagazin zur Begutachtung vorgelegt werden.

Bildung von Antikörpern ähnlich wie bei anderen Viruserkrankungen
Die untersuchten Patienten seien alle im Krankenhaus behandelt worden und hätten leichte oder schwere Symptome gezeigt, so Dittmer. Die Bildung der Antikörper habe dem entsprochen, was man auch von anderen Viruserkrankungen kenne, sagte der Virologe. „Eine Antikörper-Antwort gegen Viren wird in der Regel schnell hervorgerufen. Die Menge an Antikörpern steigt erst sehr stark an, erreicht einen Höhepunkt, fällt danach wieder ab und stabilisiert sich dann auf einem Niveau, das meistens noch Schutz gegen eine neue Infektion vermitteln kann.“ In den vergangenen zwei bis drei Monaten des jeweils sechsmonatigen Untersuchungszeitraums bei den chinesischen Covid-19-Patienten sei die Antikörper-Menge relativ stabil geblieben.

Immunität könnte mehrere Jahre bestehen
„Ich glaube, dass daraus folgt, dass wir zumindest eine Zeit lang von einer Immunität nach einer durchgemachten Erkrankung ausgehen können“, sagte Dittmer weiter. Dies könne auch bedeuten, dass eine Impfung einen länger anhaltenden Schutz vermitteln könne - sofern der Impfstoff in der Lage ist, ähnlich stabile Antikörper-Antworten wie eine Covid-19-Erkrankung auszulösen. Wie lange solch eine Immunität anhalte, sei noch unbekannt. „Nach der aktuellen Studie muss man aber zumindest von mehreren Monaten, vermutlich eher Jahren, ausgehen.“

Dittmer betonte, dass weltweit bisher noch kein eindeutiger Fall bekannt sei, bei dem ein genesener Patient erneut mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert wurde. Dies würde ebenfalls für eine anhaltende Immunität sprechen. Bluttests bei deutschen Patienten zeigten jedoch in der Vergangenheit ein anderes Bild: In einigen Fällen ein deutliches Absinken der Anzahl von sogenannten neutralisierenden Antikörpern im Blut gezeigt.

Wissenschaftler sehen Impfstoff als stärkste künftige Waffe gegen Virus
Ein Corona-Impfstoff ist für viele Forscher dennoch die stärkste künftige Waffe gegen die Krankheit - auch wenn diese vermutlich nicht ein Leben lang hält. „Es könnte auch bei einem Covid-19-Impfstoff sein, dass man wie bei der Influenza-Schutzimpfung regelmäßig wieder geimpft werden muss“, so Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing. Bis so ein Medikament verfügbar ist, seien weiterhin Schutzmaßnahmen eines jeden Einzelnen gefragt.

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