In russischer Arktis

Umweltskandale: Nun brannte Mülldeponie

Ausland
29.06.2020 16:47

In der Industrieregion rund um die russische Großstadt Norilsk in der Nähe des Nordpolarmeeres häufen sich derzeit die Umweltskandale. Nach der Katastrophe mit 21.000 Tonnen ausgelaufenem Öl sowie der Entsorgung hochgiftiger Flüssigabfälle (siehe Video oben) geriet am Montag eine Mülldeponie in Brand.

Eine Fläche von rund 1000 Quadratmetern nahe Norilsk stand in Flammen, wie der russische Zivilschutz der Nachrichtenagentur TASS zufolge mitteilte. Das Unternehmen Nornickel, das wegen der Umweltskandale schwer unter Beschuss geraten war, widersprach Berichten über brennenden Industriemüll. Auf der betroffenen Deponie befinden sich laut dem Nickelhersteller lediglich Ziegel, Betonteile und Hausmüll. Daher bestehe auch keine Gefahr für die angrenzenden Wohnsiedlungen.

Nun wollen die Behörden die Deponie genauer unter die Lupe nehmen. Dabei soll dem Vernehmen nach geklärt werden, ob gegen Umweltauflagen verstoßen wurde. Das Vertrauen ist aber erheblich erschüttert, nachdem am Sonntag bekannt wurde, dass Nornickel in Flüsse der russischen Tundra Tausende Liter hochgiftiger Flüssigabfälle entsorgt hatte (siehe Video oben).

Giftiges Abwasser in Flüsse gepumpt
Die regierungskritische Zeitung „Nowaja Gaseta“ veröffentlichte Videos von den mit Schwermetallen und Säure belasteten Ableitungen. Die Staatsanwaltschaft der Region Krasnojarsk leitete Ermittlungen wegen des illegalen Entsorgens giftiger flüssiger Abfälle ein. Das Unternehmen räumte Fehler ein. Die Abwasser-Entsorgung sei gestoppt, die Verantwortlichen seien von ihren Posten entfernt worden, hieß es.

Die Lage in der von extremer Umweltverschmutzung betroffenen Region unweit des Nordpolarmeeres habe sich massiv verschlimmert, berichtete „Nowaja Gaseta“ am Montag. Grund seien vor allem Kungeleien zwischen den Behörden und dem Konzern. „Nornickel ist schon viele Jahrzehnte der Feind Nummer eins des Nordens.“ Eine solche Verletzung der staatlichen Pflichten zur Erhaltung der Umwelt habe es nicht einmal zu Sowjetzeiten gegeben. Damals habe der Betrieb Strafen von vielen Milliarden Rubel zahlen müssen - für die Zerstörung der Natur.

Größte Ölkatastrophe in der russischen Arktis
Die Gewässer in der Nähe des Nordpolarmeeres kämpfen aktuell mit den Folgen der Ölkatastrophe von Ende Mai, als in einem Heizkraftwerk 21.000 Tonnen Öl ausgeflossen waren. Experten sprechen von der größten Ölkatastrophe in der russischen Arktis.

Greenpeace-Proben am Flughafen beschlagnahmt
Laut der Umweltorganisation Greenpeace wollten Aktivisten Boden- und Wasserproben am Wochenende nach Moskau zur Analyse bringen. Sie wurden demnach aber auf dem Flughafen, der ebenfalls zu Nornickel gehört, gestoppt. Nornickel ließ die Proben beschlagnahmen, wie „Nowaja Gaseta“ berichtete. Es werde alles unternommen, um die Aufklärung der Katastrophe zu behindern, kritisierte Greenpeace.

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