Um ältere und kranke Häftlinge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus in überfüllten Haftanstalten in Italien zu schützen, wurden Hunderte Insassen entlassen und in Hausarrest gestellt. Darunter waren jedoch auch hochrangige Mafiosi - einer der grausamsten Verbrecher, die freigelassen wurden, ist Franco Cataldo. Der grausame Verbrecher war an der Entführung eines Kindes beteiligt, das anschließend in Säure aufgelöst wurde. Nach heftiger Kritik gegen den Erlass will die Politik nun zurückrudern - und die alten Mafiosi wieder ins Gefängnis stecken.
Justizminister Alfonso Bonafede bereut offenbar seine Entscheidung, gefährliche Verbrecher, mit einem Alter über 70 Jahren und jene mit Vorerkrankungen aus Haftanstalten zu entlassen. 376 Mafiosi und Drogendealer durften durch diesen Erlass in Hausarrest. Darunter befand sich auch der berüchtigte Mafiaboss Francesco Bonura (78), einer der einflussreichsten Paten aus Palermo, der sich einer Chemotherapie unterziehen musste oder der Massenmörder Leoluca Bagarella. Der Boss des Clans Lamezia Terme (65) wurde wegen einer Immunschwäche entlassen. Auch der erst 60-jährige Superboss der Camorra, Pasquale Zagaria, durfte in Hausarrest nach Brescia.
Mafiosi löste Bub in Säure auf und kam dennoch aus Haft
Besonders schockiert zeigten sich die Italiener darüber, dass auch der Sizilianer Franco Cataldo (85) nach Hause geschickt wurde: Dieser war an der Entführung des damals zwölfjährigen Giuseppe Di Matteo beteiligt. Der Bub wurde stranguliert und sein Körper schließlich in Säure aufgelöst. Cataldo wurde dafür zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Minister argumentiert mit sinkender Infektionsgefahr
Nach viel Streit um seinen Erlass kündigte Bonafede an, diese Regelung rückgängig machen zu wollen. Er begründete den Schritt damit, dass die Infektionsgefahr in der aktuellen Phase weniger akut sei. Diese Pläne wurden vom Anti-Mafia-Oberstaatsanwalt Federico Cafiero de Raho begrüßt. Zumindest die gefährlichsten Mafiosi, die die Haft unter strengster Isolierung verbrachten, sollten wieder in die Strafanstalten zurückgebracht werden, sagte der Staatsanwalt. Bonafedes Partei, die in Italien regierende Fünf-Sterne-Bewegung, hatte den Minister vor dem Vorwurf verteidigt, dass er sich von Mafiosi habe beeinflussen lassen. Dieser Vorwurf sei unannehmbar, sagte Ex-Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio.
Besonders die rechte Lega um Oppositionschef Matteo Salvini hatte in den vergangenen Tagen lautstark gegen Verlegungen von einzelnen Mafia-Mitgliedern aus der Zelle in den Hausarrest protestiert.
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