Am Montag sind es nur noch sieben Wochen, bis für die Steiermark und Kärnten eine neue Ära im Zugverkehr beginnt und die Koralmbahn in Betrieb geht. Das Interesse ist jedenfalls groß: 168.000 Tickets wurden alleine in den ersten 24 Stunden verkauft.
Vom „Jahrhundertprojekt“ über „ein neues Zeitalter“ bis zu „epochalen Änderungen“: Geht es um die Koralmbahn, sind Superlative nicht weit. Doch sie sind wohl angebracht, wenn man auf die Dimensionen der neuen Strecke zwischen den beiden Bundesländern Kärnten und Steiermark blickt. Der Countdown läuft, heute in 50 Tagen beginnt der reguläre Personenverkehr.
Erstmals seit einem guten Jahrhundert geht in Österreich wieder eine völlig neue Bahnstrecke in Betrieb: Die Koralmbahn verbindet auf einer Länge von 130 Kilometern die beiden Landeshauptstädte Klagenfurt und Graz – bisher waren diese per Bahn nur mühsam via Obersteiermark in knapp drei Stunden erreichbar.
Herzstück ist der 33 Kilometer lange Koralmtunnel mit zwei Röhren, es ist der sechstlängste Eisenbahntunnel der Welt. Baubeginn für das Gesamtprojekt war bereits im Jahr 1998, der Tunnelvortrieb begann – nach längerem Zögern der Politik – zehn Jahre später.
Für Klaus Schneider ist die Koralmbahn das Lebenswerk. Der Gesamtprojektleiter bei den ÖBB war von den ersten Planungen weg mit an Bord, bereits an der Technischen Uni Graz hat er sich damit beschäftigt.
Als die „Krone“ Schneider im Frühjahr interviewte, verwies er bereits stolz darauf, dass die Kosten nicht aus dem Ruder gelaufen sind (im Gegensatz zu vielen anderen Großprojekten). Die erste Kostenschätzung 2005 betrug 5,4 Milliarden Euro – geworden sind’s 5,9 Milliarden Euro, wobei 500 Millionen Euro durch den zuerst gar nicht budgetieren Flughafenast südlich von Graz dazugekommen sind.
Man könnte sagen, wir haben nicht nur eine neue Bahnstrecke gebaut, sondern auch Zukunftsforschung betrieben.

ÖBB-Projektleiter Klaus Schneider
Bild: Christian Jauschowetz
Auch die Corona-Pandemie mit weltweiten Lieferschwierigkeiten und Verzögerungen durch stecken gebliebene Tunnelbohrmaschinen warfen die Vorgaben nicht über den Haufen. Sein Team hat laut Schneider ständig in die Zukunft geblickt, bei Abweichungen von den Plänen wurde rasch eingegriffen.
In nur 41 Minuten sind Züge auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke (ohne Stopps) zwischen Graz und Klagenfurt unterwegs. 29 Verbindungen warten pro Tag. „Die Lebensrealitäten im Süden Österreichs werden sich verändern“, prophezeit ÖBB-Chef Andreas Matthä. Gerade den Bezirken Wolfsberg und Deutschlandsberg wird ein wirtschaftlicher Aufschwung vorhergesagt.
Doch ausgehend von der Koralmbahn ändern sich de facto alle anderen Fahrpläne bis hin zu den Regionalbussen. Im Fernverkehr gewinnen besonders die Verbindungen in Richtung Wien an Attraktivität. Die Fahrzeiten verkürzen sich, das Angebot verdoppelt bis verdreifacht sich. Auch internationale Ziele wie Triest, Venedig, München und Frankfurt sind ab Mitte Dezember für viele Kärntner und Steirer bequemer per Bahn erreichbar.
Wie sehr viele an der neuen Strecke interessiert sind, belegen Zahlen der ÖBB: Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Freischaltung der Fahrpläne und des Fahrkartenverkaufs wurden nicht weniger als 168.000 Tickets gebucht! An jenem 6. Oktober gab es 290.000 Zugriffe auf das Fahrplan-System „Scotty“ – eine Woche davor waren es knapp 40.000.
Die ÖBB werben auch mit günstigen Sparschienen-Tickets ab 9,90 Euro. Noch immer nicht geklärt ist die Frage, ob es ein gemeinsames „Koralm-Klimaticket“ für beide Bundesländer gibt. Es scheitert an der Frage, wer die hohen Kosten dafür übernehmen soll. An eine Lösung bis 14. Dezember glaubt mittlerweile kaum jemand mehr.
Baulich ist die Koralmbahn längst fertig. Die Tests und Einsatzübungen sind abgeschlossen, die Schulungen laufen in einigen Bereichen noch. Anfang November startet der Güterverkehr auf der Strecke.
In 50 Tagen folgen dann die Personenzüge. „Ich will im Vorfeld sicherstellen, dass alles vorbereitet ist, und bin dann in freudiger Erwartung der Rückmeldungen, dass alles funktioniert“, blickt ÖBB-Chef Matthä im „Krone“-Interview dem 14. Dezember entgegen.
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