Der Wiener Verleger Christian Mucha ärgert sich maßlos über den neuen Staatsoperndirektor Bogdan Roscic, weil dieser Richard Lugner vom nächsten Opernball aussperren will. In einem emotional aufgeladenen Posting auf Facebook rügt er den ehemaligen Musikmanager dafür mit den Worten: „Schämen Sie sich, Herr Roscic!“
Wenn Christian Mucha sich ärgert, so hält er damit nicht hinter dem Berg. Schon öfter äußerte er Kritik über die soziale Plattform Facebook - wie erst vor wenigen Monaten über die abgetretene Opernball-Organisatorin Maria Großbauer. Nun hat er ein neues rotes Tuch vor Augen, und wieder hat es mit dem Opernball zu tun: Der neue Staatsoperndirektor Bogdan Roscic will auf die Anwesenheit des Opernball-Logen-Urgesteins Richard Lugner verzichten. „Respektlos und anmaßend“, findet Mucha das und meint, Roscic sollte sich dafür schämen.
„Ein Leben lang für Staatsoper geworben“
„In einer Zeit, in der die ganze Nation unter größten Entbehrungen ein Zeichen setzt, unsere alten Menschen zu schützen, ist Ihre symbolhafte erste Handlung, dass Sie den 87-jährigen Richard Lugner, der sein ganzes Leben lang für die Wiener Staatsoper geworben hat, die Rute ins Fenster stellen und ihm erklären, dass er keine Opernball-Loge mehr bekommt", schimpft der kultige Medienmanager.
Eine Schande sei das. „Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Stars Ihrer hochgestochenen Kultur-Elite auch nur annähernd eine derartige Werbebreitenwirkung auslösen wie der von Ihnen offenkundig verachtete Lugner? Wer, glauben Sie, hat für die meiste Bekanntheit ,Ihrer‘ Staatsoper gesorgt? Die Netrebko? Die Garanca? Kaufmann? Richtige Antwort: Richard Lugner.“
„Öffentlicher Fußtritt“
Für Mucha ist es ein „öffentlicher Fußtritt“, den Roscic Lugner versetzt hat. Stattdessen hätte er ihm lieber zu dessen „Jubiläumsopernball eine Loge im Jahr 2021 schenken“ sollen für die drei Jahrzehnte an Gratis-Werbung. Man befinde sich derzeit in der „größten Tourismus-Krise aller Zeiten“, die eine Galionsfigur wie Richard Lugner dringend bauche.
Vor Konsequenzen fürchte sich Mucha nicht: „Wenn Sie mir als Rache für die offenen Worte jetzt eine Opernball-Loge verweigern: Das ist mir wurscht. Denn ich brauche die nicht so wie Richard Lugner, der sich mit beiden Händen am Sessel festhält, um nicht laut loszuschreien.“
Nicht von Lugner „veranstaltete Show“
Grund für die Aufregung war ein Sager von Bogdan Roscic in einem „Krone“-Interview, in dem er über Lugner urteilte: „Der ,Bild‘-Leser soll nicht länger glauben, dass der Opernball eine von ihm veranstaltete Show mit gemietenen Gästen ist. Wir haben eine sehr lange Warteliste und wollen künftig jenen ein Vorkaufsrecht zugestehen, die uns das ganze Jahr über unterstützen. Auch im Bereich der Jugendförderung.“
„Opernball auf der Couch“
Der so quasi vom Opernball verbannte Lugner ist darüber verständlicherweise gekränkt. Immerhin hat er bereits einen Gast für 2021. Im krone.at-Talk erklärte er aber mittlerweile: „Dann schaue ich den Opernball auf der Couch an!“ Ob Roscic Lugner seine Loge letztendlich tatsächlich verweigern wird, wird sich aber vermutlich erst zeigen. Auch, ob der nächste Opernball im Angesicht möglicher weiterer Corona-Wellen überhaupt stattfinden kann.
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