Einmalig in Geschichte

Papst-Segen „Urbi et orbi“ vor leerem Petersplatz

Ausland
27.03.2020 19:25

Der Petersplatz menschenleer, symbolisch gefüllt allerdings mit den Kranken und Sterbenden der Corona-Pandemie: Der Papst ist am Freitagabend, wie angekündigt, bei strömendem Regen vor den Dom getreten, um der Welt der Christenheit den apostolischen Segen „Urbi et orbi“ zu spenden. Ein einmaliges Ereignis in der Kirchengeschichte.

Das heiligste Sakrament der katholischen Kirche solle Mut geben während dieser schweren Krise und allen Christen, die guten Willens seien, Ablass gewähren von ihren Süden. Bei aller Tragik sollen die Todkranken und Sterbenden wenigstens ohne Angst vor alter Schuld vor den Schöpfer treten können, erklärte der Vatikan im Vorfeld.

„Seit Wochen scheint der Abend auf uns gefallen zu sein“
Wegen der Ausgangsbeschränkungen war der Petersplatz, auf dem sich sonst Zehntausende versammeln, am Freitag für Gläubige gesperrt geblieben. „Der allmächtige und barmherzige Gott schaut auf unsere schmerzhafte Lage herab“, sagte der sichtbar bewegte Papst schließlich während der Zeremonie. „Seit Wochen scheint der Abend auf uns gefallen zu sein“, betonte der Heilige Vater. Die Menschen seien von einem „unerwarteten und wütenden Sturm“ erfasst worden. „Wir haben begriffen, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und desorientiert, aber zugleich wichtig und notwendig. Wir sind alle gerufen, zusammen zu rudern.“

Die Menschheit habe Kriege und Ungerechtigkeiten ignoriert. „Wir dachten, immer gesund in einer kranken Welt bleiben zu können“, sagte Franziskus. Er betete für die Kranken, für die Sanitäter und für die Politiker, die wichtige Beschlüsse für die Gemeinschaft ergreifen müssten.

„Pestkreuz“ und Marien-Ikone aufgestellt
Vor dem Haupttor der Peterskirche wurde das wundertätige „Pestkreuz“ der römischen Kirche San Marcello al Corso aufgestellt, vor dem der Papst am 15. März gebetet hatte. Das mittelalterliche Kruzifix wurde im Pestjahr 1522 durch die Stadt Rom getragen. Der Überlieferung nach endete die Seuche, als das Kreuz nach 16-tägigen Prozessionen den Petersdom erreichte. Seitdem beten die Römer vor dem Kreuz, um das Ende von Epidemien zu erbitten.

Aufgestellt wurde vor dem Petersdom auch die Marien-Ikone „Salus populi Romani“ aus der Basilika Santa Maria Maggiore. Das byzantinische Bildnis wird von vielen römischen Gläubigen in besonderen Nöten aufgesucht. Die Überlieferung bringt die Ikone mit dem Ende der Pest von 539 in Verbindung. Papst Gregor XVI. besuchte das Tafelbild 1837 während einer Choleraepidemie.

Angeblich sechs Infektionen im Vatikan
Im Vatikan hat sich die Zahl der Infektionen italienischen Medienberichten zufolge am Freitag auf sechs erhöht. Betroffen sei unter anderem ein hoher italienischer Prälat, der in demselben Gebäude wie Franziskus lebt. Der Papst selbst sei zuletzt negativ getestet worden, heißt es - der Vatikan bestätigte die Berichte nicht.

Franziskus scheint bei guter Gesundheit zu sein. Allerdings war dem heute 83-Jährigen, als er noch ein junger Mann war, ein Teil eines Lungenflügels entfernt worden. Der Vatikan hat viele Aktivitäten stark reduziert. Franziskus empfängt weiterhin Besuche.

Kronen Zeitung/krone.at

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