Chaos in Bergamo
Italienerin sucht nach Särgen von Vater und Opa
In der vom Coronavirus besonders stark betroffenen Lombardei sucht eine Italienerin nach den Särgen ihres Vaters und Großvaters, die am selben Tag in der Gegend der Stadt Bergamo gestorben sind. Wegen der chaotischen Zustände infolge der Covid-19-Pandemie werden Dutzende von Särgen in den Kirchen von Bergamo verstaut.
„Ich habe meinen Vater und meinen Großvater an einem einzigen Tag verloren und ich weiß nicht, wo ihre Leichen sind“, klagte Elena Gabbiadini aus der Gemeinde Cerro Maggiore bei Mailand im Gespräch mit der Tageszeitung „Il Giorno“.
Großvater tot in Wohnung gefunden
Elenas 96-jähriger Großvater Elia, der in Stezzano bei Bergamo lebte, wurde am 16. März tot in seiner Wohnung aufgefunden. Am selben Tag starb Elenas 70-jähriger Vater Claudio an einer „schweren Atmungskrise“. „Die Särge wurden in eine Kirche gebracht und seitdem wissen wir nichts mehr. Man hat uns gesagt, dass das Heer sie zu einem Krematorium geführt hat“, so Gabbiadini.
Seit Tagen sind die Lagerkapazitäten der Leichenhalle in Bergamo ausgeschöpft. Dies gilt auch für den einzigen Krematoriumsofen der lombardischen Stadt, welcher derzeit 24 Stunden durchgehend läuft. Sowohl der Friedhof als auch Bestattungsinstitute sind seit Längerem nicht mehr aufnahmefähig.
Trauer um Tote in beinahe jeder Familie
Fast jede Familie in Bergamo weint um einen Angehörigen, der mit Coronavirus-Symptomen in die Intensivstation eingeliefert wurde und in wenigen Tagen allein sterben musste, ohne dass Verwandte ihm zur Seite stehen konnten. Viele Menschen konnten sich nur mehr per Telefon von dem Sterbenden verabschieden. Auf eine Trauerzeremonie muss verzichtet werden, da diese jetzt verboten sind.
Keine italienische Stadt ist so stark vom Coronavirus betroffen wie Bergamo. In der 120.000-Einwohner-Stadt sind Transporter der Armee pausenlos auf den Straßen unterwegs, um die Särge der Verstorbenen zu den Krematorien anderer Regionen zu bringen. Die Bilder des langen Konvois von Militärlastwagen erschütterten die Welt.
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